Malerische
architektonische Auffassung
und
129
Und verzichten wir darauf, um dem malerischen
Genuss allein zu folgen, so bedarf der lineare Ge-
samturnriss von der Langseite und die Modellierung
der Glieder dieses Baukörpers wiederum einer Er-
gänzung, die erst die Bildeinheit herstellt: wir fühlen
uns instinktiv gedrängt, den umgebenden Raum, den
Erdboden darunter, wie die Luftregion darüber, in
grösserem Umfang mit aufzufassen, begrüssen wol
andere Körper, wie Häuser und Bäume in der Nach-
barschaft, ja die landschaftliche Ferne dahinter als
Woltat, weil sie dazu helfen, den „Erscl1ei n ungs-
Zusammenhang" zwischen dem Kirchenkörper
und seiner gegebenen Örtlichkeit zu vermitteln.
Der architektonischen Schöpfung als Ganzem
werden wir aber so nicht besser gerecht, und sie
bleibt doch die Hauptsache dieses Kunstwerks. In
Wirklichkeit muss das menschliche Subjekt sich, als
Körper auf eigenen Füssen, schon in das Innere des
Raumgebildes begeben, um hier in mannichfaltigem
Wechsel deis Standpunktes die Idee des Ganzen zu er-
fassen, die wieder als Vorstellung auf einer Synthesis
von Wahrnehmungen beruht, und zwar weder Gesichts-
vorstellung noch Bewegungsvorstellung allein genannt
werden kann. Hier im Innern liegt der entscheidende
und zugleich der ursprünglichste Standpunkt, eben
im Mittelpunkt des dreidimensionalen Komplexes
selber. Und nehmen wir ihn ein, indem wir uns
selber mit der Dominante dieses Koordinatensystems
identificieren, so entfaltet sich auch ringsum die
Raumgruppe, d. h. der Komplex von Raum-
körpern, i? Hohlräumen, die wir als Krystalle
Schmarsow, Plastik, Malerei u. Reliefklmst. 9