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Die plastische
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im künstlerischen Sinne beruht nicht auf einem Zu-
sammenhang, der durch den Vorgang entsteht,
sondern muss ein Erscheinungszusammen-
bang sein, welcher sich als ideelle Raumeinheit
gegenüber dem realen Luftraum behauptet." Damit
ist sicher das Hauptinteressse der bildenden Kunst
gewahrt, dass es sich auf ihrem Gebiet stets zuerst
um die räumliche Anschauungsforrn handelt. Nach
dieser müssen sich ihre Definitionen bestimmen,
nicht nach dem sekundären Moment transitorischen
Scheincs.
Unter seinem Ausdruck „ideelle Raumeinheit"
Versteht aber Hildebrand selbst nicht die allein in
der Vorstellung vorhandene Synthesis, die wir für
das Gesamtgebiet der bildenden Künste als sehr
erwünschte Formel annehmen könnten, sondern wie
wir wissen, „das einheitliche Flächenbild vom ent-
fernteren Standpunkt, wie es das ruhig schauende
Auge ohne Bewegung aufnimmt." Jedenfalls wider-
strebt ihm die kubische Auffassung des Architekten,
der eine "ideelle Raumeinheit" aus dreidimensio-
nalen Körpern aufbaut, bei der den Anforderungen
unseres Führers an den ,,Erscheinungszusammen-
hang" noch keine Rechnung getragen wäre. Zwischen
der Auffassung des Malers und des Architekten in
der Mitte läge jedoch die des Bildhauers zunächst,
nach der Auslegung seines Schaffens als Körper-
bildner, die wir bisher versucht haben. Und wenn
jeder dieser bildenden Künste ein andersartiges Ge-
staltungsprincip innewohnt, so muss das Wesen der