ästhetischen
Dynamik der
Aufnahme
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gebilde der Plastik, im Vollzug der Tiefenbewegung
erst an uns erleben, um es gemessen zu können.
So erklärt sich psychologisch als natürlicher Akt,
was der Künstler fordert: wir sollten alle Raum-
und Körperwerte von vorn nach hinten ablesen.
Die Tiefenbewegung, die von uns ausgeht und nach
vorwärts dringt, entspricht also dem innewohnenden
Bedürfnis des menschlichen Subjekts, ist ein An-
spruch der ästhetischen Aufnahme als solcher. Aber
diese Tiefenbewegung, wenn sie im reinen Schauen
schon zum Erlebnis werden soll, setzt, ebenso im
Objekte selbst einen bestimmten Grad des Wider-
standes, d. h. die konstitutiven Eigenschaften kubi-
bischer Körperlichkeit ausser uns voraus; denn sonst
könnte die psychische Dynamik des Erlebens und
Geniessens nicht entstehen. Die Gegenstände, an
denen unser Blick, die Tiefe postulierend, entlang
gleitet, müssen sich fühlbar an ihrem Ort im Raum
behaupten, und zwar nicht nur zweidimensional als
Silhouetten, etwa wie ausgeschnittene Pappdeckel
und Kulissen auf der Bühne, nicht flach erscheinen,
obgleich sie kubisch sind, sondern eher umgekehrt,
womöglich kubisch wirken, selbst wenn sie flach
sind; denn was bedeutet der Ausdruck „entlang
gleiten", den der Künstler selber wählt, anders, als
den Vollzug der Bewegung an einer Gränze hin,
die sich wie die Richtung des Vorwärtsdringens
selber in der dritten Dimension erstreckt, grade in
der Tiefe selbst eine Reihe von Intensitätswerten,
steigenden und wieder absetzenden Widerstands im
Nacheinander geltend macht?