Volltext: Plastik, Malerei und Reliefkunst in ihrem gegenseitigen Verhältnis (Bd. 3)

Sockel und 
Statue 
nähern. Der Unterschied des Vorn und Hinten, der 
in der Statue vorhanden ist, mag sich gar auf den 
Untersatz ausdehnen. Und diese Bevorzugung einer 
Vorderseite wird um so leichter und berechtigter 
sich einstellen, wenn die Form des Platzes schon 
eine Hauptaxe verwalten lässt, d. h. sich dem Ob- 
longum nähert und durch die Richtung des Ver- 
kehrs mehr als Fortsetzung einer, sich zeitweilig nur 
verbreiternden, Strasse, denn als Sammelplatz zu 
längerem Aufenthalt erscheint. Verlangt aber dieser 
Verkehr auch die Rücksicht auf die entgegengesetzte 
Richtung, also auf die zuströmenden Menschen, die 
das Mal zuerst von der Rückseite des Standbildes 
gewahren, so wird unter der Vorherrschaft plasti- 
scher Auffassung bei den sonstigen Verhältnissen 
auch das Bedürfnis gespürt werden, an dieser ruhige- 
ren Rückseite der Figur lebendigen Ersatz zu schaf- 
fen, und je weniger sie selber einen Zuwachs an 
Bewegung vertragen mag, getrost am Sockel die 
Ergänzung zu bieten,  lassen wir vorerst dahin 
gestellt, ob dies in starkem Relief oder in voller 
Runclplastik geschehen könne. 1) 
Damit aber berühren wir schon einen andern 
Anspruch des vorübergehenden Betrachters, der 
wieder durch eine andre Grundform des Platzes 
vollends hervorgetrieben wird. Wenn die Hauptaxe 
I) Damit man aber dies Offenhalten der Möglichkeiten nicht 
als Verteidigung aller modernen Lösungen auslegc, muss ich schon 
hier erklären, dass- ich mit Hildebrands Verurteilung des Grabmals 
von Canova (S. 95 f.) ganz übereinstimme, eben weil die Idee nur 
als Relief künstlerisch befriedigend ausgestattet werden konnte.
	        
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