Volltext: Plastik, Malerei und Reliefkunst in ihrem gegenseitigen Verhältnis (Bd. 3)

Rundplastik 
Isolierte 
fassung der Statue zwingt. Dieser Standpunkt 
liegt zunächst nur unter dem Niveau der Basis, auf 
der sich die Figur erhebt. Er ist auch nicht fest- 
gelegt, sondern ringsum verschiebbar. Auch der 
ästhetische Betrachter des rundplastischen Werkes 
mag um das Standbild kreisen, und hat, wie Hilde- 
brand spottet, „vier Ansichten zu schlucken", ja 
vielleicht noch mehr, wie in den Tagen Berninis 
deren acht. Vor allen Dingen aber hat er nicht 
allein mit seinen Augen Wahrnehmungsakte von 
verschiedenen Seiten zu vollziehen, oder sich abzu- 
mühen, eine klare Gesichtsvorstellung zu gewinnen, 
sondern wieder einen Akt der reinen Vorstellung, 
wie beim Platze selbst, indem er alle wirklichen, Für 
seinen eignen Körper möglichen Standpunkte rings 
um das Monument aufhebt und sich mitten hinein- 
VCFSCtZt 
die 
Vertikalaxe 
des 
Gebildes 
das 
Ccntrum des Gesamtkörpers, das wir Denkmal 
nennen. Versetzt er sich, auf dem eigenen Niveau 
verharrend, kraft seiner Vorstellung in den Sockel, 
so nimmt er zu dem Platz zunächst den architek- 
tonischen Standpunkt ein. Ueber seinem Niveau 
aber steht die Statue, ein zweites Subjekt, Seines- 
gleichen, nur mit dem Unterschied eben der 
Hinaushebung über die Bedingungen der Erd- 
oberfläche, wie sie in Wirklichkeit für alle Körper 
auf dem Platze, vor allen für die Lebewesen wie der 
Beschauer, bestehen. Es ist ein Aufschwung, und 
zwar aus diesen Bedingungen menschlicher Leiblich- 
keit, aus der Befangenheit im Stoffwechsel und 
Allem, was er mit sich bringt, wie Notdurft und
	        
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