Volltext: Anton Graff

Erhaltene Portraits. 
einandergelegten Armen und sich auf die Lehne eines grün gepolsterten 
Stuhles stützend, auf dem eine Palette mit mehreren Pinseln liegt, der Maler. 
Er trägt einen langen breitkragigen rothen Rock, graue Perücke und weisse 
Halsbinde und hält in der rechten Hand einen Pinsel. Rechts sieht man 
die Staffelei und auf derselben ein soeben untermaltes Bildniss Sulzer's. 
Während Frau Graff ruhig den Beschauer anblickt, betrachtet Graff prüfend 
das angefangene Portrait. Winterthur, Kunsthalle, Kat. N0. 22. 
 36) Johann ]acob Engel, 
Philosoph, Theaterdirector in Berlin, 1741-1802. 
Brustbild mit einer Hand h. 0,70 br. 0,67, geliefert auf die Ausstellung 
der Kunstakademie am 5. März 1774.1) Engel, ganz von vorn gesehen und 
ebendahin blickend, sitzt an einem mit einer grünen Decke bedeckten Tisch, 
auf welchem ein Buch und ein Blatt Papier liegen. Er trägt gepudertes, an 
den Seiten in eine Rolle gelegtes Haar, braungrauen Rock, weisse Halsbinde, 
Busenstreif und Spitzenmanchetten, hat den rechten Arm auf den neben ihm 
stehenden Tisch gelegt und hält in der Hand eine Feder. Berlin, Schloss 
Monbijou. 
37) Philipp Daniel Lippert, 
Archaeolog, Vorsteher des Dresdener Antikencabinets, 1702-1785. 
Brustbild mit einer Hand h. 0,60 br. 0,49, gemalt für den Buchhändler 
Reich und geliefert auf die Ausstellung der Kunstakademie am 5. März I774.2) 
Der Körper ist von rechts gesehen, das ehrwürdige bloss hinten von spär- 
lichen grauen Haaren bedeckte Haupt und die kleinen blauen von starken 
Brauen beschatteten Augen nach vorn gewandt. Lippert, in seinem 72. Jahre 
dargestellt, trägt einen graugrünen Hausrock, offenstehendes Hemd, auf dem 
Kopfe eine weisse turbanartige Hauskappe und hat die Arme auf der Brust 
übereinandergelegt. Das Bild befindet sich in der Universitätsbibliothek zu 
Leipzig und ist gestochen von Geyser (8) als Titelbild zum 14. Bande der 
Neuen Bibl. der schönen W. u. freyen K. Der Berichterstatter der Aus- 
stellung von 1774 bewunderte an ihm und an dem vorigen Portrait "nicht 
bloss die grosse Aehnlichkeit der Köpfe, sondern auch den schönen Aus- 
druck des Geistes und Charakters, den der Künstler so glücklich und meister- 
haft hineinzulegen gewusst hatte. Er entdeckte in dem tiefen ruhigen Blicke 
Enge1's ebenso leicht seinen philosophischen Freund, als er in dem seelen- 
vollen Auge Lipperfs den verehrungswürdigen Greis erkannte, in dem er 
seinen belehrenden Freund liebt, den rechtschaffenen und edeldenkenden 
Mann verehrt und den grossen und geschmackvollen Kenner aller schönen 
Künste bewundert". 
schönen WV. u. 
1) Neue Bibl. d. 
2) Ebendaselbst. 
XVIII p. 
freyen K. 
195'
	        
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