Volltext: Anton Graff

Portraits. 
Erhaltene 
das Leipziger Exemplar benutzt zu haben, welche beide in einigen wenn auch 
unerheblichen Einzelheiten der Frisur und der Stickerei von einander ab- 
weichen.  Um GrafFs Bild würdigen zu können, vergleiche man die Worte, 
in denen Dr. Schiller nach Mittheilungen aus dem Munde der Stiefkinder 
Lessings dessen Persönlichkeit schildert: "Der Gesammteindruck war wegen 
der harmonischen Zusammenwirkung ein wohlthuender. Das Schönste an 
ihm war das Haupt, welches er auf dem gedrungenen Halse natürlich 
und frei emporzurichten ptlegte. Aber vor allem waltete auf dem geist- 
vollen Antlitze von blühender nicht gerade rother Gesichtsfarbe das offene 
klare tiefdunkelblaue Auge. Der Blick war nicht stechend, nicht herausfordernd, 
aber entschieden und unbefangen, gleichsam ein ungetrübter Spiegel, der 
seinen Gegenstand rein und scharf auffasst. Rascher Gedankentlug, schalk- 
hafte Grazie und ein herzgewvinnendes Wohlwollen sprühten aus seinem Blicke 
ihre siegreichen Geschosse. Dieses Auge war aber von um so gewaltigerer 
Wirkung, als dasselbe in leuchtender Milde schon aus weiter Ferne seinen 
Gegenstand zu {ixiren vermochte"    
20) ]ohann Georg Sulzer. 
Kniestück h. 1,06 br. 0,85, bezeichnet: gemalt in Berlin 1771 von Anton 
Graff. Der Körper ist von vorn gesehen, der Blick meditirend nach rechts 
gewendet. Sulzer, auf einem Stuhle sitzend, in einem blausammtenen Anzug 
mit Busenstreif und Spitzenmanchetten, hält in der rechten Hand, die er auf 
das linke Bein aufgelegt hat, eine Feder, in der linken, die auf einem neben 
ihm stehenden Tische liegt, einen Bogen Papier. Den Hintergrund bildet 
rechts ein brauner Vorhang. Winterthur, Stadtbibliothek. 
21) Gertrud Elisabeth Mara, 
geb. Schmehling aus Leipzig, Sängerin bei der italienischen Oper in Berlin, 
1749-183s- 
Ovales Brustbild ohne Hände h. o, 52 br. 0,48, gemalt 1771. Die Sängerin, 
ganz von vorn gesehen und den Kopf mit den dunkeln geschwärzten Augen- 
brauen und dem manierirt verzogenen Mund ein wenig nach links neigend, 
trägt blondes zu einem hohen Toupet emporgekämmtes Haar, von dem auf 
beide Schultern lange Locken herabfallen, und ein blaues rund ausgeschnittenes 
und am Rande mit weissen Spitzen ausgeschlagenes Kleid. Berlin, Schloss 
Monbijouf) 
22) Geh. Kämmerer Leger, 1- 1772. 
Brustbild ohne Hände h. 0,63 br. 0,52, geliefert auf die Ausstellung der 
Kunstakademie am 5. März 1772. Der alte Herr, sowohl den Körper wie 
1) Ein zweites Exemplar befand sich in dem am I8. Oct. 1819 versteigerten Winklerü 
scheu Cabinet in Leipzig, ein drittes (bezeichnet auf der Rückseitez. gemalt 1771) 1835 im 
Besitz des Kunstvereins in Prag.
	        
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