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ZU I'll
Von MarcolinPs Amtsantritt bis
Schlusse
des Jahrhunderts.
lution vom 2o. Juni 1789 genehmigt. Graff war also seitdem Professor an
der Kunstakademie und hatte als solcher 700 Thlr. Gehalt und 50 'I'hlr.
jährliches Quartiergeldf)
Auch dem Publicum gegenüber glaubte er sich von nun an besser
stellen zu dürfen: er erhöhte den Preis seiner Portraits. Während er in
Augsburg für ein Bild anfangs 2o, später 30 Gulden gefordert und sic11 in
Dresden seither 30 Thaler für jedes Portrait hatte bezahlen lassen, musste
man ihm von jetzt an für ein Bild ohne Hände 50 Tl1aler, für eines mit
Händen etwas mehr bezahlenß)
Bald nachdem die Gehaltsangelegenheit geregelt war, hatte er das Ver-
gnügen seinen Freund Chodowiecki bei sich in Dresden zu begrüssen, der
am 12. Juni 1789 auf einer Vergnügungsreise von Berlin aus ankam und
sich bis 22. Juni bei ihm aufhielt. Noch am ersten Tage veranstaltete Graff
einen Ausßug nach dem Plauenschen Grund. Am nächsten Morgen zeigte
er Chodowiecki die Bilder, die er in Arbeit hatte, und führte ihn dann
nach der Gemiildegallerie; Nachmittag ging er mit ihm nach dem japani-
schen Palais, wo sie die Antiken besahen. Am 14. veranstaltete er eine
Tour nach Pilniz und dem Forstberge, an der auch Zingg theilnahm, am
15. führte er ihn nach dem BrühYschen Palais, um die Gipsfiguren von Mengs
zu besehen. Am 19. wurde ein Ausflug nach Pirna gemacht und der Abend
bei Ziugg zugebracht. Am zo. betrachteten sie nochmals die kleinen nieder-
ländischen Gemälde der Gallerie, am 21. machten sie nebst Zingg eine
Wasserfahrt, am 22. nahmen die Freunde Abschied. Die Reise hat Chodo-
wiecki so gut gefallen, dass er in einem besonderen "Journal gehalten auf
einer Lustreise von Berlin nach Dresden Anno 1789"3) die Erlebnisse der-
selben genau erzählte.
Von äusseren Ereignissen, welche den Schluss des Jahrhunderts füllen,
sind namentlich Reisen hervorzuheben. Von Ende September bis 15. Oc-
tober 1789 war Graff in Leipzig, vom 13. Juli bis 11. August 1790 und
vom 9. Juli bis 12. August 1793 in Carlsbad, vom 27. September bis 13. Oc-
tober 1794 und von Ende October bis 24. November 1795 in Leipzig.
Das Jahr 1796 brachte wieder eine Reise nach der Schweiz. Er reiste am
maligen Gehalt eine Zulage von 300 Thlr. aus dem Kunstacademie-Fonds bewilliget, und,
deren Verabfolgung halber, an das Geheime FinanZ-Collegiunx dato die Nothdurft verüiget
haben; so wird dem Oberkammerherrn solches zu seiner Nachachtung eröffnet, ihm auch,
der ertheilten Professoren-Stelle halber sowohl, als wegen Erfüllung dessen, wozu Graf sich
anheischig gemacht hat, die nöthige Verkehrung zu treffen, in Gnaden anheimgestellt.
Datum Schloss Pillniz, den 20. Juni 1789.
Fr. A."
1) Reglement derer Besoldungen für die Kimstacadenmie, K. Sächs. Hauptstantsarchiv 894.
2) Ulrich Hegner, Leben und Charakteristik Anton GrafPs.
3) Auszugsweise veröffentlicht in Schorn's Deutschem Kunstblatt von 1846.