Von
MarcolinPs
Z 11H]
Amtsantritt bis
des Jahrhunderts.
Schlusse
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einer seiner Freunde sagte, Freude. Am 21. September machte er noch
einen Besuch in Zürich bei Gessner, blieb dort bis zum 3. October und trat
dann seine Heimreise an. Am 9. October war er in Leipzig und am 18.
wieder in Dresden. I) Von Gessner hatte er, als er am 3. October 1786 in
Zürich sich von ihm trennte, den Abschied für's Leben genommen: bereits
am 5. März 1788 erhielt er durch Heidegger die Trauerbotschaft von seinem
Tod. z)
Dasselbe Jahr (1788) hätte Graff beinahe für immer Dresden abspenstig
gemacht. Er weilte in Berlin, wo die Kunstakademie, an der sein Freund
Chodowiecki eine der ersten Stellen einnahm, neu organisirt worden war,
als der Minister von Heinitz ihm den Vorschlag machte sich mit 1200
'l"halern jährlicher Besoldung daselbst niederzulassen. Trotz der günstigen
Bedingungen verhielt sich Graff, wenn auch nicht ablehnend, so doch un-
schlüssig, wodurch er die höchste Zufriedenheit des sächsischen Gesandten
in Berlin, Grafen Zinzendorf, erregte. „Mr. Graff, occupe ici depuis quelque
temps a peindre le Roi, la Princesse Frederique, fille du Roi, et d'autres
personnes de marque", schreibt derselbe an Marcolini, „est reparti aujourd'hui
pour Dresde. Je sais qu'on lui a fait ici des propositions tres avantageuses
que jusqu'a präsent il n'a point accepte, et je crois de mon devoir de rendre
compte a Votre Excellence de cette preuve de zele et d'attachement, comme
devant donner du relief au merite de ce celebre artistetiä) Graff hatte schon
über zwanzig Jahre in Dresden gelebt und trug Bedenken einen Ort zu ver-
lassen, wo es ihm bisher so wohl gegangen war, um sich in einer grösseren
und geräuschvolleren Stadt, die auch einen grösseren Aufwand nothwendig
gemacht hätte, niederzulassen. Er benutzte die Berliner Anträge bloss dazu
seine Lage in Dresden zu verbessern. Nachdem er mit Marcolini das
Nöthige privatim besprochen hatte, richtete er am 4. Mai 1789 an denselben
folgendes Schreiben:
"In Verfolg derjenigen gnädigen Erlaubniss, welche Ew. Excellenz mir
bei meiner letzten persönlichen Aufwartung zu ertheilen geruhten, wage ich
es in einer für mich wichtigen Angelegenheit folgendes mit rnehrerem ehr-
erbietig vorzutragen. Schon vor 23 Jahren hatte ich die Gnade bei der
hiesigen Academie als Mitglied mit einem Gehalt von 4oo Thlr. angestellt
zu werden und wenn es mir gleich, in wiefern ich diesem Rufe Ehre gemacht,
selbsten zu beurtheilen nicht geziemt, so darf ich doch nicht unbemerkt
lassen," dass ich bis jetzo, ohne die geringste ängstliche und zudringliche
Bemühung um einige Zulage, mich mit diesem, gleichwohl im Verhältniss
I) Verg]. den in der Winterlhurer Stadtbibliothek bewahrten Schreibkalender von 1786.
2) Brief Heidegger's an Graff vom 5. März 1788 im Besitze des Hrn. WV. Kraukling
Dresden.
3) Brief ZinzendorPs an Marcolini im K. Sächs. Hauptstaatsarchiv in Dresden.
Muther, A. Graft". 3