Von lüarcolinPs
Amtsantritt bis
zum Schlusse des Jahrhunderts.
(17804
Biedermann und die Entwürfe für die Portraits von Bodmer und Gessner,
die er im nächsten jahre auf die Ausstellung der Kunstakademie lieferte,
hervorzuheben. I)
Als er Ende September nach Dresden zurückkam, hatte sich unterdessen
seine Familie wieder um ein Glied vermehrt: am 15. September war ihm
die kleine Caroline geboren worden.
Wie die Familie, so erhielt einige jahre später auch der Bekanntenkreis
seinen schönsten Abschluss. Am 7. August 1785 feierte Christian Gottfried
Körner im Gartenhause des Superintendenten Körner in Leipzig mit Minna
Stock, der Tochter des Kupferstechers Stock in Leipzig, seine Hochzeit.
Bald darauf siedelte er mit seiner jungen Frau und deren älterer Schwester,
der Künstlerin Dora, nach Dresden über. Diese drei herrlichen Leute, Körner
mit den hellen blauen Augen, den festen gesundheitstrotzenden Zügen, der
vollen Brust und den sinnlich kräftigen Lippen, Minna mit dem durch und
durch lieblichen Profil und der reizenden Figur, endlich Dora mit den geist-
reichen Zügen und dem grossen vielsagenden Auge haben seitdem den intim-
sten Umgang der Graff'schen Familie gebildet. Durch Körner wurde Graff
auch mit Schiller, "der im September 1785 nach Dresden kam, bekannt?)
Mit der Schweiz blieb er in regem Contact. Salomon Gessner's ältester
Sohn Conrad, der sich später zum Pferde- und Schlachtenrnaler ausbildete,
war herangewachsen und sollte eine Kunstakademie beziehen. GrafPs wegen
wurde Dresden gewählt. Am 6. Mai 1784 kam der junge Gessner in Dresden
an, wurde von Graff in sein Haus aufgenommen und hat bis ]uli 1786 bei
ihm geweilt.
Als er in dieser Zeit nach seiner Heimath zurückkehrte, benutzte Graff
die Gelegenheit mitzufahren. Es war wieder ein Heimweh nach den grünen
Schweizer Bergen über ihn gekommen, das er befriedigen musste. Von seinen
ersten Jugendjahren, den ersten Momenten seiner Künstlerentwickelung und
besonders von der Zeit, die er vor zwanzig Jahren in Zürich verlebte, wusste
er mit solcher Lebhaftigkeit zu erzählen, dass oft ihm selbst wie dem jungen
Gessner die Thränen dabei in den Augen standenß) Am 14. juli wurde
die Reise angetreten. Am 21. kam er in Schaffhausen an und am 22. im
Sihlwald, dem Sommeraufenthalt Salomon Gessner's. Hier blieb Graff bis
zum 14. August, brach dann zu Fusse nach Luzern auf und von da am
16. nach Bern. Am 27. reiste er von Bern ab und kam am 29. nach
Winterthur. Dort wurde nun ganz der Bilderstaub abgeschüttelt, er gab sich
der Geselligkeit hin und fand an Allem, selbst an der Langenweile, wie
I) N0? 73, 74, 75-
2) Das Nähere bei Emil Palleske, Schillefs Leben und YVerke, Bd. II.
3) Salomon Gessnefs Briefwechsel mit seinem Sohne in den Jahren 17847