Volltext: Anton Graff

Von der Ankunft bis zu PIagedorNs Tod 
aussöhnte, war die Ankunft seines Landsinannes Adrian Zingg, der als 
aggregirtes Mitglied für Kupferstechkunst an die Dresdener Akademie be- 
rufen war. Er war zwei jahre älter als Graff und anfangs Schüler seines 
Vaters, eines geschickten Stahlstechers, dann des Kupferstechers Holzbach in 
Zürich gewesen. 1757 von Aberli nach Bern berufen, der ihn Schweizer- 
prospecte stechen liess, hatte er diesen i759 nach Paris begleitet, wo er 
besonders durch seine Stiche zu Gruner's Werke über die Eisberge Aufsehen 
erregte. Von dort wurde er ziemlich gleichzeitig mit Graff von Hagedorn 
berufenf) Salomon Gessner, mit dem er auch bekannt war, hatte ihm einen 
Brief an Graff mitgegeben, und bald schlossen beide eine Freundschaft, die, 
einige kleine Misshelligkeiteu abgerechnet, bis zum Schlusse ihres Lebens 
währte. 2)  
Seine künstlerische Tüchtigkeit öffentlich zu zeigen war Graff bald Ge- 
legenheit geboten. Hagedorn hatte mit richtigem Blicke die Nothwendigkeit 
erkannt der neu errichteten Academie durch Einrichtung regelmiissig wieder- 
kehrender Kunstausstellungen die ihr gebührende Bedeutung nach Aussen 
auch beim Publicum der Hauptstadt zu verschaffen und zugleich durch die- 
selben einen gewichtigen Sporn für den Eifer der Schüler wie der Lehrer 
zu gewinnen. Auf diesen alljährlich am 5. März, dem Namenstage des Kur- 
fürsten Friedrich August beginnenden und in der Regel 14 Tage dauernden 
Kunstausstellungenö) hatte das Dresdener Publicum die erste Gelegenheit 
GrafPs künstlerische Leistungen zu bewundern. 1767 stellte er die Bilder 
des Generalfelclzeugmeisters Grafen Brühl, des Generalpostmeisters von Schön- 
berg und des Obristen von Sackenß), 1768 ein Brustbild des Grafen von 
Hohenthal5) und ein Kniestück des Oberküchenineisters von Kessel aus. 
Diese Arbeiten befriedigten Hagedorn so sehr, dass er Graff in einem 
Schreiben an Johann Georg Wille in Paris ganz ausdrückliches Lob ertheilte. 
„Ich bin Ihnen, mein Herr Generaldirector, unendlich verbunden", antwortet 
dann dieser, „dass Sie mir gütigst eine kleine Beschreibung der letzten Ge- 
mäldeausstellung zu machen beliebet haben. Ich habe ein ungemeines Ver- 
gnügen, dass Sie an Herrn Graff einen grossen Portraitmaler besitzen. Herr 
I) Wiessner: Die Acadeniie der bildenden Künste in Dresden. 
2) Die Sommermonate des Jahres 1766 wurden von den beiden Freunden Ausflügen 
in die Umgegend Dresdens gewidmet. Ende August besuchten sie die Festung Königstein 
und nahmen einzelne Prospecte derselben auf. Der Connnandant witterte hierin ein landes- 
verrätherisches Unternehmen und liess die Maler, die sich nicht sofort durch Pässe legitimiren 
konnten, in Haft nehmen. Das weitschwveiüge hierauf bezügliche Actenstück wird noch jetzt 
im k. Sächs. Hauptstaatsarchiv (Acta Festung Königstein betreffend 1712 u. s. w. L. 14635) 
bewahrt. 
3) Wiessner a. a. O. 
4) Neue Bibliothek der schönen Wissenschaften und freyen Künste IV, p. 171. 
5) N0. 6 in meinem Verzeichniss.
	        
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