Die Berufung nach Dresden.
Um so trauriger stand es um die Malerei. Auf dem Papier tigurirten
zwar bei Gründung der Akademie glänzende Namen. Als Professoren sollten
Charles Hutin, Chr. W. Ernst Dietrich, Ad. Fr. Oeser, Ismael Mengs, Gio-
vanni Casanova und Marcello Bacciarelli lehren. Zu aggregirten Mitgliedern
waren Frau Bacciarelli, eine geb. Richter aus Dresden, Bernardo Belotto
gen. Canaletto, Chr. David Müller, Joseph Roos und Franz Edmund Wei-
rotter bestimmt. Anders aber war es nach der Gründung der Akademie.
Von den Professoren war Dietrich Director der Schule in Meissen, Oeser
Director der Zeichenschule zu Leipzig; Ismael Mengs beschloss im December
1764 sein thätiges Leben; der zum Unterrichte im Portrait bestimmte Baccia-
relli, der zur Zeit seiner Ernennung mit seiner Frau in Wien weilte, erbat
im September 1765 seine Entlassung um in die Dienste des Königs Stanis-
laus August von Polen zu treten. Von den aggregirten Mitgliedern folgte
Frau Bacciarelli, eine geschickte Miniaturmalerin, ihrem Manne nach; Cana-
letto, der sich bereits vor Errichtung der Akademie als Hofmaler in Dresden
befunden hatte, bat, da er in Geldnoth gerathen war und anderwärts seine
Kunst reichlicher zu verwerthen hoffte, um Urlaub und ging nach Warschau,
wo er unter allerhand Vorwänden blieb; der Landschaftsmaler und Radirer
Weirotter ist nie nach Dresden gekommen. So verblieben im Jahre 1765
als wirklich disponible Lehrer der Malerei in Dresden von den elf aufge-
zählten Männern vier, zwei Professoren und zwei Mitglieder: Hutin, Casa-
nova, der Hofmaler Müller und Joseph Roos. Keiner von ihnen war im
Stande, das damals so wichtige Portraitfach, für welches Bacciarelli bestimmt
gewesen war, zu vertreten.
Hagedorn hat das gefühlt: es ist ihm unter allen Verlusten derjenige
Bacciarellfs, den er am 28. September 1765 anzeigte, am nächsten gegangen,
und es lag ihm nichts so sehr am Herzen als den durch Bacciarellrs Ab-
gang für die Akademie verloren gegangenen Namen baldigst in angemessener
Weise zu ersetzen. Ein Zufall wollte, dass Graff, wenn auch nicht als Pro-
fessor, so doch als aggregirtes Mitglied, die für Bacciarelli bestimmt gewesene
Stelle erhielt.
Graff war bekanntlich im Februar 1765 von Regensburg nach Augsburg
zurückgekehrt. „Hier machte ich bald nachher", erzählt er, I) "Bekanntschaft
mit einem gewissen Herrn Hauptmann Heidegger aus der Schweiz, SChWager
von Salomon Gessner. Dieser war in Dresden gewesen und hatte daselbst
unter anderen den Herrn von Hagedorn, den Director der dasigen neu-
errichteten Maler-Akademie, kennen gelernt. Auf seiner Rückreise kam er
nun durch Augsburg, und da er gehört hatte, dass ein Landsmann von ihm,
ein Portraitmaler, sich daselbst aufhalte, so besuchte er mich. Er sagte mir,
Selbstbiographie.
seine
Vergl.