Die Berufung nach Dresden.
anderen Zieles, das Johann Georg III. und August II. vergebens erstrebt
hatten: die Gründung der Kunstakademie, die wenige Wochen nach dem
Tode Friedrich Christian's am 4. Februar 1764 durch den Prinzenadmini-
strator Xaver erfolgte.
Die Oberaufsicht über dieselbe führte als Generaldirector Christian Lud-
wig von Hagedorn, ein Mann, dem seine Zeitgenossen die höchste Verehrung
zollten und der auch neuerdings in Wiessner's "Academie der bildenden
Künste in Dresden" die verdiente Würdigung gefunden hat. Als ein Sohn
des dänischen Conferenz- und Staatsrathes Hans Stats von Hagedorn, ein
jüngerer Bruder des Dichters, 1713 geboren, hatte er im neunten Lebens-
jahre den Vater, der soeben einen grossen Theil seines Vermögens eingebüsst
hatte, verloren; seine Mutter hatte mit Hülfe Haman's, des Herausgebers der
Hamburger Zeitschrift „die Matrone" seine Erziehung geleitet; nach der
Universitätszeit hatte er sich (1736) in kursächsische Dienste begeben und
war vor Gründung der Kunstakademie kursächsischer Legationsrath gewesen. I)
Bereits 17 55 machte er sich durch seine „Lettres a un amateur de la pein-
ture avec des eclaircissements historiques sur un cabinet et les tableaux qui
1e composent", die sich auf seine eigene werthvolle Gemäldegallerie bezogen,
als Kunstschriftsteller bekannt; 1762 folgte sein Hauptwerk, die „Betrach-
tungen über die Malerei".
Für vier Fächer, Baukunst, Bildhauerkunst, Kupferstechkunst und Malerei
waren an der Kunstakademie Lehrer angestellt?) Neben den eigentlichen
Professoren standen die aggregirten Mitglieder, die ursprünglich nur die
Obliegenheit hatten, jährlich einige ihrer Arbeiten für die kurfürstlichen
Cabinets unentgeltlich zu liefern, bald aber ausserdem auch Schüler für den
Eintritt in den Aktsaal und zum Zeichnen nach den Antiken vorbereiten
mussten.
Die Lehrstellen in den ersten drei Fächern, Architectur, Sculptur und
Kupferstechkunst waren in vorzüglicher Weise besetzt. Professor der Archi-
tectur war der gelehrte Hofbaumeister Krubsacius, der Erbauer des Land-
hauses und des Palais im Garten des Prinzen Georg, aggregirtes Mitglied
der Hofbaumeister Höltzer. Als Professor der Bildhauerkunst wirkte der
seit lange in Dresden ansässige Gottfried Knötler, der Meister der beiden an
der Südseite des Königl. Belvedere auf der Brühlschen Terrasse aufgestellten
Sphinxe, und als aggregirtes Mitglied Pierre Coudray. Die Kupferstechkunst,
damals eine der bevorzugtesten Künste, war vertreten durch die drei Pro-
fessoren Canierata, Lorenzo Zucchi und Joseph Canale und das aggregirte
Mitglied Christian Friedrich Boetius.
1) justi Winckelmann I p. 353.
2) Wiessner: Die Akademie der bildenden Künste zu Dresden, Festschrift
Muther, A. Graff. g
1864-