Die
Berufung
nach
Dresden.
Die Berufung nach Dresden bildet in Graff's Leben einen ähnlichen
Abschnitt, wie die Reise nach Rom im Leben Winckelmanrfs. Was Rom
für den Archaeologen, das war Dresden für den modernen Künstler.
Seit den Tagen Lucas Cranach's und des Baumeisters Hans von Dehn-
Rothfelser, seit den Schlossbauten und Freskomalereien des Kurfürsten Moritz
war durch die Reihe der sächsischen Kurfürsten, selten unterbrochen, ein
gewisses Interesse an der Kunst gegangen. Unter den drei Iohann Georgen
(16r1-1694) war das Streben nach Erhöhung des Glanzes der Hofhaltung
durch die Werke der Kunst und durch Einladung italienischer, französischer
und niederländischer Künstler fortwährend gestiegen. Unter ihren beiden
Nachfolgern August II. und August III. hatte es seinen Höhepunkt erreicht?)
August II. hatte das Dresdener Theater zu einer Heimath der französi-
schen Dichtergrössen Ludwig's XIV. gemacht. Gärten wurden angelegt und
mit Statuen gefüllt, der Zwinger unter seiner Beeinflussung vom Architecten
Poepelmann erbaut.
Unter August III. wurde der köstlichste Bestandtheil der Gemäldegallerie,
die hundert rnodenesischen Tafeln, erworben. Gaetano Chiaveri erbaute die
katholische Hofkirche, zu der Lorenzo Matielli die neun und siebzig Statuen
an der Fagade, dem Thurm und auf den Balustraden lieferte. Das Innere
der Kirchen und Schlösser füllten Silvestre und Stefano Torelli mit ihren
Gemälden.
und
hin weniger glänzenden Periode Friedrich Christian's
GemahlinMaria. Antonia gelang die Erreichung eines
Der nach Aussen
seiner geistreichen
I) Das Nähere hierüber bei Carl Justiz
Zeitgenossen, Bd. I p. 249 ff.
seine
Winckelmann.
Sein Leben,
und
Werke
seine