Augsburg (I7S6'
zu Nürnberg waren in seinem Verlag erschienen. Durch alles dies hatte er
sich bei seinen Mitbürgern wie bei auswärtigen Gelehrten einen grossen
Namen erworben?)
Antoni's Aufenthalt in Augsburg war zunächst nicht von langer Dauer.
Er hatte sich kaum in der Stadt eingewöhnt, die wohleingerichtete Akademie
und die vortrefflichen Kunstsammlungen derselben bewundern und benutzen
gelernt, auch durch Haid's Vermittelung einige Beschäftigung gefunden, als
sich schon ein kleines Gewitter über seinem Haupte zusammenzog. „Weil
von Alters her, auch jetzo noch, Kunst- und Flachmaler nur eine Gesell-
schaft bilden, und wir jetzt Meister haben, die Portraits und andere Malereien
zu machen im Stande: so soll keinem Fremden gestattet sein hier zu arbeiten,
wie es auch in Zürich, Basel, Luzern und andern Orten keinem gestattet
wird, wenn Bürger vorhanden, die solche Arbeit machen können". So lautete
der Antoni wohlbekannte Art. 9 in den Statuten der Winterthurer Maler-
zunftz); nicht anders wird er in denen der Augsburger gelautet haben. Er
war kaum 11], Jahr da, als einige Meister klagten, dass ihnen der junge
Fremde Eintrag thue, und verlangten, dass er entweder seiner Beschäftigung
entsage oder die Stadt räume. Antoni wählte das letzte und kehrte Ende
1757 Augsburg den Rücken.
Wie ihn Schellenberg an Haid empfohlen hatte, so empfahl ihn dieser
an den Hofmaler Schneider in Ansbach, der grade einen Gesellen brauchte.
Dorthin richtete er seine Schritte. „Vielleicht hätte er auch hier wenig Auf-
enthalt gefunden, wenn nicht die Frau Hofmalerin ihn um seiner glücklichen
Gesichtsbildung und, da er ein ehrlicher Schweizer war, begünstigt hätte.
Sobald er Arbeit verlangte, fragte dieses Frauenzimmer, ob er auch Heissig
wäre? Es war die natürlichste Antwort ja zu sagen, und sogleich fand er
bei ihr Arbeit. Man führte ihn auf das Malerzimmer, gab Staffelei, Farb
und Pinsel her, um das Portrait Sr. Majestät von Preussen zu copiren, und
die Frau Hofmalerin zog sich zurück. Eine starke Probe! Dennoch gelang
es ihm: binnen zwei Tagen war das Probestück fertig. Da nun dergleichen
Portraits damals. den meisten Kauf fanden, so waren sie Beschäftigung für
einige Monate für unsern Künstler. Er bekam auch solche Fertigkeit darin,
dass er zuletzt jeden halben Tag eins fertig machte. Anfänglich noch setzte
die Frau Hofmalerin des Schweizers Fleiss auf die Probe, Sie horchte an der
Thüre, ob sie malen höre, dann lief sie zu ihrem Herrn und sagte: Der
Schweizer ist so lleissig, dass die Staffelei wackelt. Das war nun für Graff
eine Schule zur Geschwindigkeit, dabei gewann er Geld für sich und Herrn
I) Paul von Stettcn d. Kunst-Gewerh- und Ilandwerksgeschichte
Augsburg, Augsburg 1779.
2) Konrad Troll: Geschichte der Stadt Winterthur.
der
Reichsstadt