Winterthur
(1736
Künstler aus ihm zu machen. "Täglich rieb er einige Töpfe voll Farbe,
reinigte die Pinsel, untermalte die Arbeit seines Herrn und schleppte die
Farbetöpfe durch alle Gassen. So kam er in kurzer Zeit auf den Grad der
Kunst, dass er seinem Herrn wichtige Dienste leisten konnteWI) Er wurde
bald Schellenbergs Liebling und musste ihn auf allen seinen auswärtigen
Expeditionen begleiten.
Nach Schluss des ersten Lehrjahres hatte er sich für einen bestimmten
Zweig der Malerei zu entscheiden. Das war nicht schwer, da in Schellen-
berg's Schule keine grosse Auswahl war. An Geschichtsmalerei war nicht
zu denken; es handelte sich nur um Landschaft oder Portrait. Aus pecuni-
ären Rüicksichten wählte Graff das letztere. Er wusste von Aberli, dass dieser
jedesmal, wenn Ebbe in seiner Kasse war, zum Portrait seine Zuflucht nahm,
und verhehlte sich nicht, dass auch er von seiner Kunst werde leben müssen.
Als Portraitmaler glaubte er am ehesten sein Fortkommen in der Welt
zu finden.
Wenige Proben seiner Kunstfertigkeit sind aus seinen Lehrjahren erhalten.
Die früheste, noch nicht dem Portraitfach angehörige Arbeit ist ein Frucht-
stück, das in Winterthur beim Kaufmann Rieter zum Rothhaus, einem Ver-
wandten des Künstlers, bewahrt wird: mehrere Aepfel und eine Weintraube,
an welcher eine Taube pickt.
Wichtigere Arbeiten liegen in einem Album, das sich in der Winter-
thurer Stadtbibliothek befindet, vor. Der Herr Rath und Bauherr Goldschmid,
seiner Zeit ein grosser Jäger, liess sännntliche seltenen Vögel, die er ge-
schossen hatte, in Aquarell malen und die Bilder in diesem Album sammeln.
Dieselben fertigten, wie der spätere Besitzer des Albums, der Pfarrer Johann
Jacob Meyer 1770 mittheilt, der alte Schellenberg, sein Sohn Johann Rudolf
und Anton Graff. Leider ist es nicht möglich Graff's Antheil von demjenigen
der beiden Schellenberg auch nur annäherungsweise abzusondern.
Von Portraits aus seinen letzten Lehrjahren sind nur zwei auf uns ge-
kommen: dasjenige seines jüngeren Bruders Hans Rudolf und sein eigenes. 2)
Es zeigt einen jungen unschuldigen Menschen mit schönem grossen Auge,
schwarzer Perücke und einem fadenscheinigen engen grünen Rock. So wird
er ausgesehen haben, als er im Juni 1756 Schellenberg's Schule verliess.
Heidegger a. a. O.
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