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Selbstbiographie.
Graffs
thun nach Dresden zu kommen; ich solle IOO Thlr. Reisegeld bekommen
und zur Probe alsdann ein Bild malen, das mir mit 50 Thlr. bezahlt werden
würde. Fände ich Beifall, so würde mir ein jährlicher Gehalt von 4oo Thlr.
angeboten werden; fände ich aber keinen Beifall, so solle ich doch die Be-
zahlung für das Bild nebst dem Reisegeld ausgezahlt erhalten. Ich ging
hierauf nach Zürich und berathete mich, was zu thun sei. Jedermann rieth
mir mich sogleich nach Dresden auf den Weg zu machen; allein ich war
zu unerfahren und hatte keinen Muth, weil ich mir keinen glücklichen Aus-
gang von dieser Sache versprach und dann meine Aussichten in Augsburg
in Gefahr standen. Ich hatte eben mein Portrait gemalt, das ich dem
Pfarrer in Rickenbach aus Dankbarbeit zum Andenken gewidmet hatte, weil
er alles dazu beigetragen hatte, dass ich ein Maler geworden war. Dieses
Bild hatte ich bei mir, und man rieth mir es nach Dresden zu schicken.
Dies geschah. Während der Zeit, bis Antwort kam, blieb ich in Zürich
bei Gessner, wo ich logirte und glückliche Tage genoss, auch verschiedene
Portraits malte. Im Monat Februar erhielt ich von Hagedorn die Nachricht,
dass mein Bild Beifall gefunden habe und dass ich mit 4oo Thlr. Gehalt
als Mitglied bei der Academie aufgenommen sei. Zugleich erhielt ich
rro Thlr. Reisegeld, und am 7. April langte ich glücklich in Dresden an.
Von dieser Zeit an ging es mir immer glücklich; ich hatte viel Portraits
zu malen. Im Jahre 1769 ging ich nach Leipzig, fand daselbst meinen
Freund Bause, der als Kupferstecher bei der Academie angestellt war, und
malte Portraits, Gellert, Weisse und mehrere Gelehrte, auch Kaufleute. Der
dasige Buchhändler Reich liess auf seine Kosten viele Gelehrte malen und
erhielt dadurch eine grosse und interessante Sammlung Portraits. Im
Jahre 1771 machte ich mit ihm eine Reise nach Berlin um daselbst für ihn
die Portraits von Mendelssohn, Spalding, Ramler und Sulzer zu machen.
Bei meinem Aufenthalte in Berlin lernte ich meine Frau kennen und ver-
heirathete mich noch in demselben Jahre (im Monat October) mit ihr.
Durch Sulzer wurde ich bei Hofe und den Vornehmen bekannt und bekam
dadurch viel Arbeit. Im Jahre 1777 malte ich in Rheinsberg den Prinz
Heinrich (Bruder Friedrich's des Zweiten). Berlin habe ich viel zu ver-
dankenl).
I) Das Original, von der Hand des Sohnes, des Landschaftsmalers Karl Graff, geschrieben
und aus Böttigeüs Nachlass stammend, beündet sich in der grossartigen Autographensammlung
des Herrn Wilhelm Kraukling in Dresden.
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