Volltext: Anton Graff

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Selbstbiographie. 
Graffs 
thun nach Dresden zu kommen; ich solle IOO Thlr. Reisegeld bekommen 
und zur Probe alsdann ein Bild malen, das mir mit 50 Thlr. bezahlt werden 
würde. Fände ich Beifall, so würde mir ein jährlicher Gehalt von 4oo Thlr. 
angeboten werden; fände ich aber keinen Beifall, so solle ich doch die Be- 
zahlung für das Bild nebst dem Reisegeld ausgezahlt erhalten. Ich ging 
hierauf nach Zürich und berathete mich, was zu thun sei. Jedermann rieth 
mir mich sogleich nach Dresden auf den Weg zu machen; allein ich war 
zu unerfahren und hatte keinen Muth, weil ich mir keinen glücklichen Aus- 
gang von dieser Sache versprach und dann meine Aussichten in Augsburg 
in Gefahr standen. Ich hatte eben mein Portrait gemalt, das ich dem 
Pfarrer in Rickenbach aus Dankbarbeit zum Andenken gewidmet hatte, weil 
er alles dazu beigetragen hatte, dass ich ein Maler geworden war. Dieses 
Bild hatte ich bei mir, und man rieth mir es nach Dresden zu schicken. 
Dies geschah. Während der Zeit, bis Antwort kam, blieb ich in Zürich 
bei Gessner, wo ich logirte und glückliche Tage genoss, auch verschiedene 
Portraits malte. Im Monat Februar erhielt ich von Hagedorn die Nachricht, 
dass mein Bild Beifall gefunden habe und dass ich mit 4oo Thlr. Gehalt 
als Mitglied bei der Academie aufgenommen sei. Zugleich erhielt ich 
rro Thlr. Reisegeld, und am 7. April langte ich glücklich in Dresden an. 
Von dieser Zeit an ging es mir immer glücklich; ich hatte viel Portraits 
zu malen. Im Jahre 1769 ging ich nach Leipzig, fand daselbst meinen 
Freund Bause, der als Kupferstecher bei der Academie angestellt war, und 
malte Portraits, Gellert, Weisse und mehrere Gelehrte, auch Kaufleute. Der 
dasige Buchhändler Reich liess auf seine Kosten viele Gelehrte malen und 
erhielt dadurch eine grosse und interessante Sammlung Portraits. Im 
Jahre 1771 machte ich mit ihm eine Reise nach Berlin um daselbst für ihn 
die Portraits von Mendelssohn, Spalding, Ramler und Sulzer zu machen. 
Bei meinem Aufenthalte in Berlin lernte ich meine Frau kennen und ver- 
heirathete mich noch in demselben Jahre (im Monat October) mit ihr. 
Durch Sulzer wurde ich bei Hofe und den Vornehmen bekannt und bekam 
dadurch viel Arbeit. Im Jahre 1777 malte ich in Rheinsberg den Prinz 
Heinrich (Bruder Friedrich's des Zweiten). Berlin habe ich viel zu ver- 
dankenl). 
I) Das Original, von der Hand des Sohnes, des Landschaftsmalers Karl Graff, geschrieben 
und aus Böttigeüs Nachlass stammend, beündet sich in der grossartigen Autographensammlung 
des Herrn Wilhelm Kraukling in Dresden. 
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