Volltext: Anton Graff

Selbstbiographie. 
Gruß" s 
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Tage eins fertig. Um in der Kunst weiter zu kommen hatte ich freilich 
keine Gelegenheit; immer schlechte Copien machen ist nicht der rechte Weg; 
ich sah es wohl ein und ich wäre nicht so lange geblieben, wenn mir nicht 
das Leben in diesem Hause wohl gefallen hätte. Schneider und seine Familie 
waren angenehm, allein so viel Geld er auch verdiente, so kam er doch in 
Schulden, so dass er sein Leben im Zuchthause beschliessen musste. Nach 
Verlauf von 11,12 ]ahren schrieb mir Haid, dass wenn ich Lust hätte wieder 
nach Augsburg zu kommen, ich nun ungehindert daselbst bleiben könne, 
weil diejenigen um derwillen ich weggegangen, gestorben waren. Ich reiste 
also im Februar 1759 wieder nach Augsburg, und Haid konnte mich in 
seinem Hause aufnehmen, mir Wohnung und auch Kost geben. Das erste 
Portrait, das ich nun machte, war Bause aus Halle, der auf kurze Zeit nach 
Augsburg kam um bei einem Kupferstecher den Grabstichel führen zu lernen. 
Von dieser Zeit an hatte ich ununterbrochen Portraits zu malen. Im jahre 
1764 im März besuchte mich der Professor Sulzer aus Berlin auf seiner 
Rückreise aus der Schweiz. Mit ihm reisten vier junge Leute, die alle be- 
rühmt wurden, nämlich Lavater, Hess, Füssli und Itzeler aus Schaffhausen. 
Während ihres kurzen Aufenthalts in Augsburg hatte ich das Vergnügen mit 
ihnen umzugehen und ihnen die Merkwürdigkeiten der Stadt zu zeigen. 
Sulzer lud mich ein nach Berlin zu kommen. Damals fiel mir's nicht ein 
einst sein Schwiegersohn zu werden. Im August d. I. reiste ich nach Regens- 
burg und malte daselbst viel Portraits meistens auf Pergament aber in Oel. 
Es war der Gebrauch, dass die Geistlichen und die Rathsherrn sich mussten 
malen lassen und zwar in ein Buch, dessen Format nicht eben gross war. 
Auch malte ich grosse Bilder im schwedischen, russischen und preussischen 
Gesandten-Hause. Im Februar 1765 kehrte ich nach Augsburg zurück. 
Hier machte ich bald nachher Bekanntschaft mit einem gewissen Herrn 
Hauptmann Heidegger aus der Schweiz, Schwager von Salomon Gessner. 
Dieser war nämlich in Dresden gewesen und hatte daselbst unter anderen 
den Herrn von Hagedorn, den Director der dasigen neuerrichteten Maler- 
Academie, kennen gelernt. Auf seiner Rückreise kam er nun durch Augsburg, 
und da er gehört hatte, dass ein Landsmann von ihm, ein Portraitmaler, 
sich daselbst aufhalte, so besuchte er mich. Er sagte mir, dass Hagedorn 
einen Portraitmaler suchte und dass er deswegen an ihn schreiben wolle 
um mich vorzuschlagen. Ich verbat mir aber dieses, weil ich mich zu 
schwach für eine solche Stelle hielt. In demselben Jahre machte ich eine 
Reise nach Winterthur, von wo ich 9 jahre lang abwesend war, bloss um 
dort einen Besuch zu machen und bald wieder nach Augsburg zurückzukehren, 
weil meine Idee war mich daselbst festzusetzen. In Winterthur malte ich den 
alten Schultheiss Hegner für die Bibliothek, ging nachher nach Zürich und 
suchte Herrn Heidegger auf, der mich mit seinem Schwager Gessner bekannt 
machte, wo ich sehr freundschaftlich aufgenommen wurde. Heidegger sagte 
mir, er habe an Hagedorn geschrieben und mich empfohlen; da ich aber 
an keine Antwort glaubte, so ging ich ruhig von Zürich nach Basel, wo ich 
meinen alten Freund Mechel (den ich 1756 in Augsburg gemalt hatte) be- 
suchen wollte aber nicht antraf Nach einem kurzen Aufenthalte daselbst 
ging ich nach Winterthur zurück, wo ich einen Brief von Heidegger und 
einen von Hagedorn fand. Hagedorn schrieb mir, Heidegger habe ihm eine 
gute Vorstellung von mir gemacht und er wolle mir daher den Vorschlag
	        
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