Volltext: Anton Graff

GrafFs 
Selbstbiographie. 
Ich bin 1736 den 18. November in Winterthur geboren. Mein Vater 
war ein Zinngiesser, dessen Handwerk ich auch erlernen sollte; allein die 
Freude, die ich von ]ugend auf hatte Bilder zu sehen erregte in mir den 
Wunsch ein Maler zu werden. Mein Vater wollte dazu durchaus nicht ein- 
willigen, bis ihn endlich der damalige Pfarrer zu Rickenbach (der selbst 
zeichnete und malte) dazu überredete und ich zu dem Maler Schellenberg 
auf 3 ]ahre in die Lehre kam. Nach Verlauf dieser Zeit musste ich für 
mich selbst sorgen. In eine Condition zu einem Maler zu kommen, war 
schwer, nämlich zu einem, wo ich in der Kunst weiter kommen konnte. 
Schellenberg schrieb deswegen an den Jacob Haid in Augsburg (ein geschickter 
und bekannter Künstler in Schwarzkunst), allein die Antwort war, dass er mir 
keine Condition verschaffen könne; wenn ich mich aber getraue auf meine 
eigene Faust durch zu kommen, er mir mit Rath und "Phat beistehen wolle. 
Auf dieses hin reiste ich im Jahre 17 56 im Monat juni von Winterthur dahin 
ab, kam den 17. d. M. in Augsburg an, und Haid erfüllte sein Versprechen 
redlich; er verschaffte mir Kost, Wohnung und Arbeit, und ich brachte meine 
Zeit nützlich bis 1757 zu. Gegen Ende dieses Jahres kam ich nach Ansbach 
zu dem damaligen Hofmaler Schneider in Condition durch Haid, der Be- 
kanntschaft mit ihm hatte. Ich musste nämlich Augsburg verlassen, weil 
einige dortige Maler es dem Haid übel nahmen, dass er mir seinen Beistand 
leistete und ihnen dadurch Arbeit entgieng. Schneider war aus Geislingen 
nicht weit von Ulm gebürtig, hielt sich meistens in Regensburg, Ulm und 
der dortigen Gegend herum auf und kam endlich als Hofmaler nach 
Ansbach. Seine Portraits hatten viel Gutes, flüchtig gemalt aber ähnlich. 
Da er sehr geschwind und wohlfeil malte, so hatte er an diesem Hofe viel 
zu thun und musste Gesellen halten. Ich war ihm sehr nützlich, musste 
copiren und andere unbedeutende Dinge, wobei nichts zu lernen war, machen. 
Es war eben damals die Zeit des siebenjährigen Krieges und ein Jeder wollte 
das Portrait des Königs von Preussen haben. Des Königs Schwester, die 
verwittwete Markgräfin, hatte ein Portrait des Königs, das in Berlin gemalt 
worden war. Dieses Bild musste ich nun oft copiren und ich machte alle
	        
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