Copien,
Radirungen,
Silberstiftbild chcn
und Zeichnungen.
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4) Adam Friedrich Oeser, Brustbild in ovalem Medaillen, der Kopf
3h, Profil nach links gewendet, von C. Boehme.
5) Derselbe, Brustbild in ovaler Einfassung, nach rechts gewandt, von
C. G. Schulze als Titelbild für den 63. Band der Neuen Bibl. der schönen W.
u. freyen K. Lpzg. 1800.
6) Adrian Zingg, Kuperstecher, von Thönert I789.
Nach Graff's Tode wurde sein Namen aber auch oft zu Fälschungen gemiss-
braucht, er als Zeichner von Stichen angegeben, mit denen er nicht das Geringste
zu thun hat. Einer dieser Fälschungen muss hier, da sie noch immer fast
allgemeine Anerkennung hat, nochmals 1) mit Entschiedenheit entgegengetreten
werden. Sie betrifft ein Bildniss Goethe's.
Es gibt einen Stich von C. Barth, bald mit der Angabe „in Frank-
furt", bald „in Darmstadt", bald ohne jede Localangabe, meistens als Beilage
zu Verlagswerken des Hildburghauser Instituts verwendet. Derselbe wurde in
der Mitte der 3oe']ahre den "Zeitgenossen" (2. jahrgang N0. 27), 1839 dem
Meyefschen Conversationslexicon (Bd. 1, Lief. 2), 1843 der „Familienbiblio-
thek der deutschen Classiker", im Anfange der 50" jahre der "Nationalbiblio-
thek der deutschen Classiker", schliesslich 1857 Meyer's Neuem Conversations-
Lexicon beigelegt; Einzelabzüge wurden von Seiten des Bibliographischen
Instituts an 50,000 verbreitet. S0 ist dieses Bild von allen Goethe-
Portraiten das populärste geworden, und es verdient diese Verbreitung, weil der
Stich in der That von allen vorhandenen der schönste ist. In denjenigen Ab-
zügen nun, auf welchen die Künstler genannt sind, findet sich als Stecher Barth,
als Zeichner Graff angegeben, indem sie entweder die Notiz bieten "Graff del."
oder „Graff gez." Dies hat zu der allgemein verbreiteten Auffassung geführt,
Anton Graff habe auch Goethe gemalt und in dem in Rede stehenden Stich
hätten wir seine Auffassung von Goethe vor uns. Das ist falsch.
Es ist unmöglich den Bartlfschen Stich in die Reihenfolge der gleich-
zeitigen Goethe-Bildnisse einzuordnen. Graff starb 1813, also spätestens
1812 müsste die Zeichnung von ihm hergestellt sein. 1811 wurde Goethe von
Luise Seidler, 1814 von Rabe, 1817 von jagemann, 1823 von Vogel gemalt:
alle diese Bilder zeigen ihn unvergleichlich frischer und jugendlicher als der Stich
mit seinen scharfen Runzeln. Erst das Sebbefsche Gemälde von 1826 und das
im Auftrage des Königs Ludwig von Baiern 1828 von Stieler angefertigte
zeigen den gleichen Typus.
Der Stich zeigt ferner Goethe nicht nur in gleichem Alter wie das
Stielersche Bild, sondern er ergibt sich bei näherer Betrachtung als eine ge-
naue bloss in einem Stücke veränderte Copie desselben. Auf beiden
trägt Goethe denselben Rock mit den seidenbesetzten Aufschlägen, dieselbe
1) Es
Zeitung von
geschah
1877.
schon
in
Zarncke
VOII
den Beilagen
zu N0.
und
173
der Augsb.
188