Das
Grottenhöfchen in
der
Herzoglichen Residenz.
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aus dem Umstande hervor, dafs er mit diesem Ateliergemein-
schaft hatte, wie eine uns aus dem Kreisarchive zu Landshut
zugegangene Rechnungsnotiz zeigt: „Was und Wieuil yber den
Frtl. neuen residentz paw erloffen de anno 1612: widerumben
von abbrech: vnd wider aufsezung Öfen in des Khrumpers vnd
P. Candido werckstat fl. 8 Xr. 2 3." Es ist wohl möglich, dal's
Candid bei den ihm zugeschriebenen plastischen Arbeiten sich
nicht auf die blofse Lieferung der Zeichnungen beschränkte,
sondern auch an der Modellierung teilnahm, oder diese doch
in ähnlicher Weise leitete wie die Ausführung der Teppiche,
bei der er, wie bezeugt ist, hie und da Verbesserungen vernahm.
Da wir keine Zeichnungen Krurnpers besitzen, so müssen
wir, um zu entscheiden, 0b dieser oder Candid der Zeichner
der erhaltenen fünfzig Zeichnungen zum Ludwigsmaussoleum
war, uns darauf beschränken, diese mit sicher bezeugten Zeich-
nungen unseres Meisters zu vergleichen. Die Darstellungen
sind erst in Blei gezeichnet und dann mit Tusche nachgezogen,
wobei der Zeichner vielfach sehr iiüchtig verfuhr, einzelnes je-
doch, wie z. B. die Figuren der Herzöge und Landsknechte und
die oben gelagerten Gestalten des Krieges und des Friedens
sind mit Sorgfalt behandelt und diese letzteren erinnern in
der Strichgebung, der Art der Ausführung, der Behandlung
der Falten unmittelbar an die Figuren auf den Entwürfen
zum Augsburger Rathaussaale, die er im Jahre 161g geschaffen
hatte. Bezeichnend für ihn ist auch, dal's ein grofser Teil
der Beischriften italienisch ist, und nur in einzelnen Wen-
dungen, die auch dem Fremden bekannt sein konnten wie
„Albert seitten" oder "Wilhelm seitten" deutsch gegeben sind.
Das ist wohl erklärlich, wenn Candid die Zeichnungen schuf,
wie aber der gute Weilheimer Krumper, von dem es durchaus
nicht bekannt ist, dafs er je in Italien war, dazu gekommen
sein sollte, italienisch zu Schreiben, erscheint uns unbegreiflich.
Die Untersuchung der Handschrift, die hier sehr unsicher ist,
ergab kein positives Resultat, denn wenn auch die Unsicher-
heit den alten Mann verriet, so führte doch nicht der Vergleich
der Buchstabenformen mit denen des schon mehrfach ange-
führten Briefes vom Jahre 1602 direkt auf Candid, da einige Ab-
weichungen vorkamen; dieselben sind jedoch andererseits zu