Volltext: Peter Candid

Zweiter 
Teil. 
Die hervorgehobenen stilistischen Eigentümlichkeiten ver- 
anlassen uns, dem Candid ein Werk zuzuweisen, das, liefsen 
wir nur äufsere Gründe gelten, auf einen ganz anderen Ur- 
Sprung-zurückgeführt werden müfste: die Gruppe des Perseus 
und der Medusa auf dem Brunnen des Grottenhöfchens. Ehe 
wir jedoch auf die Begründung dieser Annahme, auf die von 
manchen Seiten der Schein des Zweifels geworfen wird, selbst 
eingehen, werden wir zu motivieren haben, inwiefern wir über- 
haupt berechtigt sind, unseren Künstler auch als Plastiker zu 
betrachten, oder vielmehr, da er nicht ausführender Künstler 
auf diesem Gebiete war, anzunehmen, dafs er zu plastischen 
Arbeiten Entwürfe geliefert habe, denn für kein einziges Werk 
ist seine Mitwirkung quellenmäfsig bezeugt, und diese gewalt- 
same Arbeitsteilung, die wenig naturgemäfses hat, kann leicht 
dem auftauchenden Zweifel einen Schein des Rechts verleihen. 
Nur zu einem der in Betracht kommenden Werke haben 
sich die ursprünglichen Handzeichnungen erhalten. IEhe wir 
jedoch diese zu unserer Beweisführung heranziehen, wobei sti- 
listische Begründung und somit subjektive Zuthat nötig ist, 
wollen wir versuchen, allein auf Grund der Thatsachen den 
Zweifeln zu begegnen. 
Sehen wir uns unter den verschiedenen Autoren, die über 
Candid berichtet haben, um, so werden wir dieselben alle darin 
einig iinden, dafs dieser nicht nur Maler urar, sondern auch in 
anderen Zweigen der bildenden Kunst thätig gewesen ist. Schon 
bei van Mander lesen wir, dafs er nicht nur „een goedt Meester 
in het nat en Oly-verwe" war, sondern es auch verstanden habe, 
„aerdigh van Aerde bootserende, dat hem in de Schilderkonst 
groot vordeel is." Sandrart!) giebt an, dafs Candid in der 
Münchener Residenz „auch zu allerley nötige Ornamenten die 
Modellen und Zeichnungen ser vernünftig angeordnet" habe. 
Miliziaz) nennt ihn als Künstler des Ludwigsmaussoleums und 
Bianconi, der wie erwähnt im Jahre 1760 in München war, und 
I) Joachim Sandrart, 
Künste 1679. 
2) Francesco Milizia, 
Dritte Ausgabe 1781. 
Teutsche 
Akademie 
der 
Bild- 
und 
Malerey- 
Memore 
degli 
architetti 
antichi 
moderni. 
1725-
	        
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