Zweiter
Teil.
Die Malerrechnung setzt uns in den Stand, für die meisten
Arbeiten, die in diesem Gärtchen von der Mitte bis zum Ende
der achtziger Jahre stattfanden, die ausführenden Künstler zu
nennen, doch können wir uns dem Zwecke unserer Arbeit ge-
mäfs nur auf das Wesentlichste beschränken.
Von wem die Gesamtanlage herrührt, erfahren wir nicht,
halten aber die Angabe von Hefners'), dafs Sustris der Meister
war, für wahrscheinlich, denn dieser war damals, wie es scheint,
mit an dem Residenzbaue beteiligt. Nach seinen Plänen wurde
um diese Zeit das Kunsthaus oder Gartenhaus beim Jägerbühel
gebaut, das wir aus einer Beschreibung Wenings kennen.
Auch dieses Wird, wie schon Haeutle bemerkt, von Hainhofer
nicht genannt. Hefner hat auch darin recht, dafs er bei der
Herstellung der Grotte dem Blasius Fistulator einen wesent-
lichen Anteil zuschreibt, denn dieser wird mit verschiedenen
anderen Künstlern in den Jahren 1588 und 1589, in denen die
Grotte entstand, dabei vielfach genannt. Nur in der zeitlichen
Ansetzung er hält Maximilian für den Bauherrn sowie
in der Angabe, Paduanino sei der Maler der Wand- und Decken-
gemälde gewesen, irrt er. Wahrscheinlich beruht diese letztere
Angabe, die wohl nach Pallavicino gemacht ist, auf einer Ver-
wechslung mit Paduano, der einen grofsen Teil der Darstellungen
malte. Paduanino wurde erst im Jahre 1590 geboren. Aber
ebenso irren Rittershausen und Halm 2), wenn sie dem Candid
alle Gemälde in der Grottenhalle zuweisen, denn viele Künstler
Waren in derselben thätig, und die Verschiedenheit in der
Komposition der Darstellungen verbietet uns, den Entwurf der-
selben auf einen Künstler zurückzuführen. In dem Kataloge
1)]0seph von Hefner, Die Grottenhalle und das Grottenhöfchen in der
Kgl. alten Residenz in München. Artikel in dem Oberbayerischen Archiv für
Vaterländische Geschichte. Band XXI. 1859-61,
2) Summarisches Verzeichnifs der von Felix Halm, Kunsthändler in München,
angelegten merkwürdigen Sammlung von Originalzeichnungen bayerischer Künstler.
München 1818. NB. Trotz der eingehendsten Erkundigungen sind wir nicht
im stande gewesen, irgend etwas über den Verbleib dieser Sammlung in Er-
fahrung zu bringen, die in I4 Bänden und einem Supplementbande 2510 Zeich-
nungen enthielt, unter denen sich allein 66 Originalzeichnungen des Candid und
mehrere aus seiner Schule befanden, die uns mancherlei Aufklärung hätten ver-
schaffen können.