Erster
Teil.
1612 starb, ging es in den Besitz Maximilians über. Möglicher-
weise ist diese Wohnung mit der in einem leider nicht datierten
Aktenstücke I) als „Eisenreichische behausung" bezeichneten
identisch. In demselben werden unter dem Titel: "Was in der
Eisenreichischen: an jetzt aber Ir. Dhl. vnnsern genedigisten
Herrn gehörige behausung, Peter Candj mallern eingeraumbt
werden soll an vhornusz in volgenden vndterschidlichen zimmern
auch bey demselben für paufellichkeit v(0r)handen" die ver-
schiedenen, einer Ausbesserung bedürftigen Partieen aufgeführt.
Aus dem Briefe Candids war ersichtlich, dafs gerade um die
Zeit in dem Hause in der Graggenau Tischler thätig waren.
Unerklärt bleibt nur, wie dasfelbe zu dem Namen der Eisen-
reichischen Behausung gekommen sein mag. Dafs das Haus
in den Besitz des Candid gelangte und ihm nicht nur zur YVoh-
nung angewiesen war, geht daraus hervor, dafs Candids Sohn
Wilhelm dasfelbe im Iahre 1640 für 2775 fl. an den Braumeister
Khrieger verkaufte. 1633 hatte seine Witwe ein Ewigkeitsgeld
darauf erhoben. Heute prangt am Eingang eine Tafel, die ver-
kündet, dafs Orlando de Lasso und Candid hier gewohnt.
Der Brief vom jahre 1610 verriet uns, dafs Candid Frau
und Kinder hatte, doch sind wir leider nicht im Stande anzu-
geben, wann er sich verehelichte, 0b er schon verheiratet nach
München kam oder erst hier ein Weib nahm. Mit der Angabe
Kramms, dafs ihm im Jahre 1585 in München ein Sohn geboren
sei, der den Namen Wilhelm empfing, läfst sich nicht viel
anfangen, denn entweder ist die jahreszahl verkehrt, da sich
Candid im Iahre 1585 noch in Florenz befand, oder diese ist
richtig und der Geburtsort verkehrt angegeben. Das erstere
erscheint uns jedoch wahrscheinlicher, denn der Name Wilhelm
läfst uns vermuten, dafs die Benennung nach dem bayerischen
Herzoge stattfand; auch die Söhne des Friedrich Sustris und
das Blasius Fistulator hiefsen Wilhelm und ferner ist be-
merkenswert, dafs Candid eine seiner Töchter nach der
Schwester des Herzogs Maria Maximiliana nannte. Auch
scheint uns das Datum 1585 für die Geburt Wilhelms deshalb
zu früh zu sein, da dieser noch im Jahre 1615 als Malergeselle
1) Im
Kreisarchiv
Oberbayern.