Erster Teil.
Graf- und Herrschaften belassen, das Schlofs und Gut Warten-
berg, das Bistum Freising und das Rentamt Landshut über-
geben und ihm aufserdem eine jährliche Apanage von 35 000 H.
zugestanden. Da aber Ferdinand gleich seinem Bruder Wilhelm
von der Geldwirtschaft wenig verstand und nicht hauszuhalten
wufste, und da ihm noch dazu seine Gemahlin sechzehn Kinder
gebar, deren sorgfältige Erziehung er sich sehr angelegen sein
liefs, so reichten seine Einkünfte nicht aus, und er sah sich ge-
nötigt, viele Darlehen zu machen. Unter den Gläubigern, von
denen Schreiber I) den Bortenmacher Hans Gottbewahr mit
3000 H., Andreas und Othmar Liegsalz mit 2500 H, den Schwie-
gervater, Rat Georg Pettenbeck mit 1000 H., den Küchen-
schreiber Georg Hanold und andere nennt, befand sich auch
Candid. Nun hatte ein Jahr nach dem im Iahre 1608 einge-
tretenen Tode Ferdinands Maximilian eine Summe von 15000 H.
festgesetzt, um die "armisten" Gläubiger zu befriedigen, und
auch Candid hatte bei dieser Gelegenheit 500 H. erhalten „die-
weiln sich aber herrnach befunden" so heifst es in einem De-
krete Maximilians vom 7. Februar 16122), „das ermelter Candito
seiner schuldsumma ausser angeregter v(er)willigter 15000 H. in
ander weg von Ir. Dhl. herzog Ferdinanden etc. cristmilter ge-
dechtnus hinderblibenen haab vnd guettern contentiert werden
mögen vnd derowegen er bedeite, an dene 15000 H. empfangen
500 H. widerumben heraus zegeben schuldig gewest werr." Er
wird aber dazu nicht genötigt, sondern das Geld wird ihm von
Maximilian geschenkt, indem dieser Weisung giebt, den Posten
beim Zahlamt unter „Gnadengelt vnd schankhungen" einzu-
tragen und die Summe von 15000 H. durch neue 500 H. wieder
zu vervollständigen. Der Fall beweist bei der Gewissenhaftig-
keit und rechtlichen Strenge Maximilians, welches Vertrauen
er zu Candid hatte, und so dürfen auch wir ihm das unsrige
nicht entziehen. Wir meinen daher, dafs Candid, indem er die
500 H. zum zweiten Male annahm, dies in dem Glauben gethan
habe, dafs damit ein weiterer Teil der um vieles beträchtlicheren
Schuld abgetragen Würde, die nun auch, vielleicht infolge dieses
1) Geschichte Vvilhelm V. 1868.
z) Im Kgl. Kreisarchiv für Oberbayern.