Verhältnisse
äufsere
Candids
München.
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Wenn er auch nicht im Dienste des Hofes stand, so hatten
doch seine Beziehungen zu demselben nicht aufgehört, wie sich
aus einem Schreiben Maximilians I) an den A.bt von Scheyern
von 5. Dezember 1601, also gerade ein jahr vor seiner Wieder-
anstellung ergiebt, wo zu lesen ist: "clerowegen wir für weisern
disz vnnsern maler vnd lieben getreuen Petro Candito ainig
vnd allein zu Euch abgefertiget mit dem genedigisten begern,
Ir wellet ime nit allain alle guete information geben, damit
er obenangeregte epitaphia bildtnussen auch die schrifften, jar
zahl vnd andern antiquitates abreissen möge, sondern auch
sonnsten von vnsertwegen die zeit, wo er im closter bleiben vnd
mit solchen abreissen zuebringen würdet allen gueten willen
erzaigen, an deine beschickt uns gges angenemen gefallen."
Wahrscheinlich ist, wie sich aus der Betrachtung seiner
Werke weiter ergeben wird, dafs er in Privatdiensten des Her-
zogs Wilhelm gestanden hat. Es ergiebt sich dies auch aus
einer Briefstelle vom Iahre 1613 2): "dann so hab ich ohne rhuemb
gemolden, benahend in die 30 jahren in E. Frl. Drtl. vnd dero
geliebsten Herrn Vatter etc. diensten, wie ich dessen noch vnder-
thenigist vrbittig allwegen mein eusszerists gethan" denn das
„ohne rhuemb gemolden" gäbe gar keinen Sinn, wenn er wäh-
rend einer Zeit von sieben Jahren zu dem Hofe in keiner Be-
ziehung gestanden hätte. Damit bleibt natürlich eine ander-
weitige Privatthätigkeit nicht ausgeschlossen. Vielleicht wollten
der Hofkammerpräsident und die Räte in ihrer Berichterstattung
und Befürwortung 3) des Candidschen Bittgesuches vom Jahre
1610 mit den Worten "zumahlen wir verstehn, das er dergleichen
mit seynem embsigen vleis wo nit berait verdiennt, doch ins
khunfftig ersezen khan, ja wann er fir sich selbsten wehre
ein mehrers verdienen khönnen", darauf hindeuten, dal's dieses
wirklich der Fall gewesen sei.
I) Im Kg]. Kreisarchiv für Oberbayern.
z) Kanzleiabschrift im Kgl. Kreisarchiv für Oberbayern. Der Brief ist nicht
datiert, wird aber deshalb in dieses Jahr zu setzen sein, da er, wie aus mehreren
Andeutungen hervorgeht, einige Jahre nach dem Bittgesuche vom Jahre 1610
geschrieben ist, und da. Candid im Jahre 1613 ein Gnadengeld von 500 H.
empfängt.
3) Im Kgl. Kreisarchiv für Oberbayern.