Erster
Teil.
äußersten Sorgfalt und dem eingehendsten Studium aller Einzelß
heiten gemacht sind. Wenn auch Grazie beiden Künstlern eigen
ist, so sind doch die Werke Parmeggianinos nicht ohne süfs-
lichen Beigeschmack, nicht ohne Affektation, von denen Candid
sich stets frei zu halten gewufst hat. Viel eher wäre man ge-
neigt, an einen direkten Einiiufs Bronzinos zu denken, doch
bewegen wir uns dabei auf dem Gebiete der blofsen Möglich-
keit, ohne irgendwie zwingende Gründe dafür angeben zu
können.
So viel erscheint uns gewifs, dafs er mit glühendern Eifer
das Studium der grofsen Meister betrieben hat und, ohne diesem
oder jenem den Vorzug zu geben, das Schöne, wo er es fand,
voll und ganz auf sich wirken liefs. Er war eine rezeptive
Natur, die selbst noch in München sich der dort herrschenden
Kunstrichtung nicht ganz verschlofs. Bei Betrachtung seiner
Werke werden wir Gelegenheit haben, auf die verschiedenen
Meister, denen er die mächtigsten Anregungen verdankte, hin-
zuweisen, diese aber wird uns zugleich lehren, dafs er bei aller
Verehrung und Hingebung an jene doch nicht verlernt hat, die
Natur, den Urgrund alles echten Kunstlebens, zu lieben und zu
studieren.
Über das Verhältnis Candids zu Vasari erfahren wir von
van Mander nur folgendes: „Hy heeft veel dinghen voor Ca-
valier Giorgio Vasari gedaen, te Room in des Paus Paleys en
sale: Oock te Florencen in de Cupola en elder". Etwas weiter
läfst er sich in seiner Vasaribiographie über die Arbeiten im
Vatican aus und setzt uns so in den Stand, dieselben zu da-
tieren, denn hier bemerkt er, dafs, so viel er wisse, „Hendrick
in de Croon en Pieter de witte Nederlanders" dem Vasari bei
der Ausführung der Bilder in der Sala Regia geholfen hätten,
wo. jener im Auftrage des Papstes Pius V. die Schlacht bei
Lepanto, das Bündnis der Kirche mit Spanien und Venedig,
einige sich auf Frankreich beziehende Ereignisse und anderes
zu malen hatte. Auch der Mitwirkung Candids bei der ,Be-
malung der Florentiner Domkuppel gedenkt er hier noch einmal.
Diese Arbeiten fallen in den Anfang der siebenziger jahre,
und somit wäre uns wenigstens ein terminus ante quem der
Einwanderung des Candid gegeben. Da van Mander im jahre-