Erster
Teil.
malerische Ausschmückung übernommen. Dies beweise, so meint
Carton, dal's Gilles sowohl Maler als Bildhauer gewesen sei, und
daraus erkläre sich wohl die frühe Neigung Pietros für diese
beiden Künste. Wenn auch die Liebe zu ihrem Kinde die
Eltern des Candid hauptsächlich dazu vermocht hätte, diesen
auf seiner Reise nach Italien zu begleiten, so hätte dabei doch
auch der Wunsch nicht fern gelegen, die Meisterwerke selbst
zu studieren. Gril1es' Abwesenheit von Brügge wäre deshalb
wahrscheinlich, weil mit der Wiederaufrichtung des Denkmals
im Jahre 1584 nicht Gilles de Witte, sondern Jacques Christiaens
beauftragt worden sei.
Carton sieht selbst ein, wie haltlos diese ganze Kette von
Folgerungen ist, und sagt: "Iout ceci du reste n'est qu'une con-
jecture et je ne serais pas etonne qu'on me prouvät qu'elle est
sans fondement". Ob es eines strikten Beweises bedarf, um die-
selbe zu widerlegen, möchten wir bezweifeln. Eines hätte er
sich schon selbst sagen können, dafs nämlich die Abwesenheit
Gilles, im Jahre 1584 nichts mit der Einwanderung Candids in
Italien zu thun haben kann, die, wie er aus van Mander, den
er benutzt hat, ersehen konnte, vor {574 stattgefunden haben
mufste.
Als gewifs läfst sich nur angeben, dafs Candid aus Brügge
nach Florenz gekommen war und dort mit seinen Eltern lebte,
die wahrscheinlich auch aus Brügge gekommen Waren, über
die wir aber aufser der Bertolottischen Namensangabe nichts
w1ssen.
Van Mander spricht noch von einem Bruder des Candid,
der, wie er meint, Cornelis hiefs, Soldat in der Leibgarde des
Grofsherzogs von Toskana. war und sich gerade in dem Iahrer),
1) Van Mander giebt hier 1573 als das Jahr seines EFlorentiner Aufenthaltes
an. Entweder liegt hier ein zufälliges Versehen vor, oder hat er sich hier F10.
rentiner Zeitrechnung bedient, denn in Wahrheit war er erst im fahre 1574 in
Florenz. Es geht dies erstens aus einer Stelle der der zweiten Auflage seines
XVerkes beigegebenen Biographie van Manders hervor: „Want in't Iaer 1574
heeft Karel van Vader ende Moder (mit denen er in Meulenbecke in Flandern
lebte) verlof gekregen om na Romen te gaen", dann aber auch daraus, dafs er
in seiner Vasaribiographie angiebt, um die Fastenzeit mit Candid und mehreren
anderen Niederländern zusammen gewesen zu sein, während Vasari in Florenz