Einleitung.
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sei ferne! Da würde ich mich dieses Mahners berauben und
dann vieles nicht erfahren, was mir zu wissen ziemt". Dabei
war er aber äufserst selbstgewifs, und wo er einmal etwas als
recht erkannt hatte, liefs er keinen anderen Willen gelten. Die
Jesuiten rieten ihm einmal vor einem öffentlichen Religions-
gespräche, erst die Erlaubnis des Papstes einzuholen; „er habe
früher", so meinte er, „zu solchen Disputationen keine Erlaubnis
der römischen Kurie von nöten gehabt, brauche sie demnach
auch diesmal nicht". Wo er Unrecht sah, ruhte er nicht eher,
als bis er das Recht Wieder eingesetzt fand. Bezeichnend sind
hierfür seine Unterhandlungen mit dem Papste Wegen des
Bzoviusschen Buches.
Abraham Bzovius, der Fortsetzer der Annales Ecclesiastici
des Baronius hatte behauptet, Kaiser Ludwig der Bayer sei
kein rechtmäfsiger Kaiser, seine Regierungszeit daher ein
Interregnum gewesen. Maximilian liefs diese Behauptung durch
seinen Kanzler Hörwart in einer Schrift: Ludovicus quartus
imperator defensus widerlegen und forderte von Bzovius einen
förmlichen Widerruf. Als man ihm denselben verweigerte
drohte er, mit Rom zu brechen und nötigte so den Papst, den
Bzovius zu einem Widerrufe zu veranlassen, den dieser im januar
des jahres 1619 leistetef)
Maximilians Bemühungen, seinen von ihm so sehr bewun-
derten Ahnen aus dem Kirchenbanne zu befreien, wonach er
im Jahre 1616 gestrebt hatte, waren vergeblich gewesen. Er
ehrte ihn, indem er ihm in der Frauenkirche Münchens ein
prachtvolles Maussoleum errichten liefs.
Die Anschauungen, die er von den Pflichten und Aufgaben
eines Fürsten hatte, schrieb er im Jahre 1650 für seinen Sohn
nieder. 2) Am 27. September des darauf folgenden Iahres starb
I) Das vom 5. Januar 1619 datierte Widerrufsschreiben befindet sich in der
Münchener Hof- und Staatsbibliothek Cod. bav. 1611 fol. 9.
2) Dieselben sind von ltlaximilian in deutscher Sprache niedergeschrieben
als "Treuherzige väterliche Lehrstück, Erinnerungen und Ermahnungen" und
dann von dem Jesuiten Vervaux unter dem Titel Monita paterna ins Lateinische
übersetzt. Neuerdings von Söltl herausgegeben unter dem Titel "Der christ-
liche Fürst".