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Teil.
Zweiter
am 6. des Monats erhalten Matthias Kager und „die werckh-
leut mit sambt iren balliern, nach dem daz gerüsst vnder der
döckhin im saal herabgethan worden" 7 H. 44 Xr. Im Jahre
1623 wird an den Wandgemälden gearbeitet; einmal werden
dem Kager 125 fl. ausgezahlt „p. 4 kaiserköpff in dem Saal zu
machen, ein zu 5 taler ä. 6
Die Ausführung ist vnbedeutend, die der Decken geradezu
eine handwerksmäfsige, die Farben sind roh und breit auf-
getragen, so dafs die Bilder eher grofsen, kolorierten Zeichnungen
als wirklichen Gemälden gleichen. Den Fresken, selbst dem
so reizvoll komponierten Puttenfriese fehlt es an Frische und
Lebendigkeit, Zeichnung wie F arbenauftrag sind hart und nüch-
tern. Die Kaisergestalten sind nicht ganz im Geiste des Candid
ausgeführt, da sie von jenem Übermafs der Körperdrehung
nicht freizusprechen sind, das in der Kunst der folgenden Gene-
ration immer stärker wird, um schliefslich zur Aufhebung aller
Natürlichkeit und Schönheit zu führen. Wie die meisten Zeit-
genossen des Candid so Weist auch Kager auf den Niedergang
der von Italien abhängigen Kunst hin, während die Werke des
Candid einen mehr retrospektiven Charakter tragen, und dieser,
wenn auch als Kind seiner Zeit nicht ganz frei von den Schwä-
chen derselben, doch noch als Bekenner der edlen, klassischen
Kunst erscheint.
Die Entwürfe zum Goldenen Saale sind nicht das einzige,
was Candid den Augsburgern zu ihren neuen Baulichkeiten
lieferte. Am Anfange des ]ahres 1621 wird er mit einem neuen
Auftrage bedacht, so dafs das Versprechen, das Welser in seinem
Oktoberbriefe des Jahres 161g gegeben hatte, dafs nämlich Can-
did, der sichii um das erste Werk so sehr verdient gemacht
habe, nicht vergessen werden sollte, in Erfüllung ging. Auch
hierüber werden wir durch mehrere Briefe aufgeklärt.
Hinter dem Rathause, auf tieferem Terrain war das Ge-
fängnis errichtet worden, dessen flaches mit Kupfer bedecktes
Dach, das einem Altane glich, etwas tiefer lag als die Unter-
kante der Fenster des unteren Rathausflures. Von diesen
sechzig Fufs entfernt erhob sich am Ende des Daches eine
Hof-
und
Staatsbibliothek
München.