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Zweiter Teil.
schmiegt, wie dort, wo feste Naht und feste Verknüpfung statt-
iindet, das Ornament fest und gedrungen ist, während es sich
da, wo freiere Bewegung stattiindet z. B. auf den Brustklappen,
leichter und heiterer ergeht. Äufserst glücklich ist jedesmal
die Helmbekrönung gelöst, die gewissermaßen aus dem Orna-
ment der Kappe herauswächst.
jene wunderbare Entsprechung von Zweck und Form, die
diesen Ornamenten eigen ist, wurde vor einigen Jahren auch
von jenen des Thürklopferentwurfes in der Sammlung Maifei
bei Gelegenheit seiner Publikation I) hervorgehoben. Die Zeit
seiner Entstehung läfst sich nicht näher bestimmen; er ist mit
der Feder gezeichnet und leicht mit Braun getuscht. An eine
mit drei übereinander gelagerten Masken geschmückte Mittel-
achse legen sich zwei Voluten, aus deren oberen Schnecken
üppige Frauenleiber mit gesenkten Köpfen hervorquellen,
während auf dem unteren Teile zwei schlanke Frauengestalten
gemächlich gelagert sind. An dem unteren Ende der V oluten
ist eine kräftige, den unteren Abschlufs bildende Guirlande be-
festigt, aus der zwei nach der Mitte zu strebende kentauren-
artige Gestalten hervorkommen. Das Ganze ist trotz der
Feinheit der einzelnen Teile von merkwürdiger Wucht und
Kraft.
Thätigkeit
für
einige
andere
Kirchen
Münchens.
Unter den Werken, Welche die im Jahre 1620 restaurierte
Augustinerkirche schmückten, befanden sich auch einige Ge-
mälde des Candid, die nach der Säkularisation der Kirche im
Jahre 1803 nach Schleifsheim wanderten. Zwei derselben, ein
Oval mit dem heiligen Geiste und zwei Engeln und ein Ursula-
bild mit den Gestalten der heiligen Ursula und Kordula im
Vordergrunde befinden sich noch dort, ein drittes, eine heilige
Anna selbdritt kam in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts
I) Jahrbuch
Kunstgewerbes
bayerischen
des
1877-