Der Hochaltar und das Ludwigsmaussoleum in der Frauenkirche zu München.
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iiügelige Cherubim in Bronzerelief befinden, erhebt sich aber
dann in geschweiften und geschwellten Gliedern zu einer Pyra-
mide, deren Spitze die auf einem Kissen liegende Kaiserkrone
bildet. Auf der unteren geschweiften Fläche sitzen an den
Schmalseiten je eine wappenhaltende, lorberumkränzte weib-
liche Gestalt, deren eine durch das Schwert und den neben ihr
stehenden Helm als Krieg, die andere durch das Zepter und den
Reichsapfel als Friede gekennzeichnet ist. Vor ihnen stehen
Hammende Lämpchen. DieFlächen selbst haben einen Bronze-
reliefschmuck von Totenköpfen und Gebeinen. Den Ecken des
darüberliegenden Gliedes treten kleine bronzene Cherubim vor.
Gleichsam als Hüter und Wächter des Grabes umgeben das-
selbe die auf vertretenden Rundungen der Langseiten stehenden
Gestalten Albrecht V., in der Tracht des goldenen Vliefses mit
dem Schwerte in der vorgestreckten Rechten, und Wilhelm V.,
in kurzer Pelzschaube mit Kreuzeskette, die Linke an das Schwert
legend und in der Rechten einen ausgezogenen Handschuh
haltend, sowie vier an den Ecken knieende, Standarten haltende
Landsknechte, deren Helme und Panzer mit reichem ornamen-
talen Schmuck versehen sind.
Aufser dem monumentalen Aufbaue des Ganzen mit seiner
feingefühlten, edlen Gliederung und der zarten Proiilierung der
Teile sind es Vornehmlich die über das ganze Werk verstreuten
Ornamente, die diesem seine eigentliche Bedeutung verleihen,
die einzelnen Gestalten hingegen sind von einer gewissen Ge-
zwungenheit nicht freizusprechen und entbehren der Frische
und Lebendigkeit des Perseus, der Maria auf der Säule, der
Bavaria, der Virtus und anderer Gestalten der früheren Periode.
Am besten gelungen sind die Gestalten des Herzogs Wilhelm,
sowie des Krieges und des Friedens. Für jene Mängel werden
wir aber reichlich durch die köstlichen Ornamente auf den
Prachtrüstungen und den Helmen der Landsknechte entschädigt,
von denen die schönsten in der Gmelinschen Publikation abge-
bildet sind. Auch die in Seide gestickten Wappen und Ornamente
der leider sehr verblafsten Fahnen sind von hoher Schönheit.
Bewunderungswürdig ist, wie jedesmal das Ornament dem
Zwecke des Teiles, den es schmückt, angepafst ist, wie natür-
lich sich das Rankenwerk den Biegungen des Körpers an-