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Zweiter
Teil.
Maussoleum ist keine völlig freie Anlage, sondern die Umklei-
dung der im Iahre 1438 errichteten Tumba, deren Seiten mit
viel bewunderten Reliefs geschmückt Waren, die bei Errichtung
des Denkmals Weggebrochen wurden und deren obere Platte,
die heut nur durch einzelne Offnungen sichtbar ist, ein fein
gearbeitetes Hochrelief zeigt, das Kaiser Ludwig im Ornat und
darunter die Versöhnung Herzogs Albrecht III. mit seinem
Sohne Ernst, dem Geliebten der unglücklichen Agnes Bernauer,
darstellt und von einem Meister Hans dem Steinmeifsel herrührt.
Das Maussoleum wurde, wie wir früherl) des näheren dar-
gethan haben, von Hans Krumper nach den Entwürfen des
Candid ausgeführt.
Auf rechteckigem, profiliertem Untersatze aus rotem Mar-
mor erhebt sich, von einer Dockenbalustrade umgeben, auf
dessen Eckpostamenten bronzene Kerzenhalter stehen, über der
alten Grabplatte das aus schwarzem Marmor hergestellte Mausso-
leum, das einen reichen Bronzeschmuck trägt. Der Unterbau
zeigt an den Langseiten je eine mittlere ovale und zwei seit-
liche schmale und rechteckige Öffnungen, an den Schmalseiten
je eine ovale Öffnung, durch welche die alte Grabplatte zu
sehen ist. Die Bronzeornamente zwischen den Öffnungen 2) zeigen
Totenköpfe, Gebeine, Draperie und Grablampen, die Zwickel
sind teils mit Rosetten, teils mit Cherubim ausgefüllt. Darüber
zieht sich um das Ganze ein schmaler Fries mit der aus Bronze
gebildeten Inschrift: LVDOVICO QVARTO IMPERATORI
AVGVSTO MAXIMILIANVS BAV DVX SAC 'ROM IMP
ELECTOR' IVBENTIB 'ALBERTO QVINTO 'AVO GVILEL-
MO- OVINTO PARENTE ' POSVIT 'ANNO SAL MDCXXII.
Auf dem breiten Gresimse sitzen an den Ecken je ein Paar
wappenhaltender Engel. Der Oberbau, der von geringerem
Umfange ist, steigt anfangs vertikal an und wird von orna-
mentierten Voluten gestützt, zwischen denen sich anmutige vier-
im Presbyterio das genugthuendste Denkmal für diesen Kaiser, qui tante tulit.
Und dieses Denkmal nach dem Winkel des alten Taufsteins verbannen wollen,
heifst es aus der Kirche verbannen!"
1) S. 85 E.
z) Auch in der inneren Wandung. Vergl. Gmelins Publikation des Denk-
mals in Ortweins Deutscher Renaissance XVIII. Abteilung.