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Zweiter Teil.
Der Hochaltar
das Ludwigsmaussoleum
und
in
der
Frauenkirche
zu
München.
Die Schlacht am weifsen Berge gab den Anlafs, die am
Anfange des Iahrhunderts begonnene Ausstattung der Frauen-
kirche fortzusetzen. Um der Maria für den verliehenen Sieg
zu danken, liefs Maximilian derselben einen monumentalen Hoch-
altar errichten und an der Rückseite folgende Weihinschrift
anbringen: Magnae Dei Matri Augustae Aeternaeque Virgini
Opt. Max Bojariae Patronae singulari principium Tutelae, Auxi-
liatrici, Victrici Maximilianus Bojorum dux evictae Bohemiae
redux memor gratusque posuit anno post C. n. MDCXX.
Wie der Bennobogen, so wurde auch dieses Werk bei der
Restauration der Kirche im Jahre 1858 zerstört, die Skizzen
Petzls und der Stich bei Mayer gewähren ein ungefähres Bild
desselben, das wir auf Grund persönlicher Angaben noch zu
ergänzen vermochten. Mayer, welcher bemerkt, dafs der Ent-
Wurf des Ganzen von Candid herrühre, giebt nur eine allge-
meine Beschreibung, ohne die Bilder im einzelnen ihrer An-
bringung nach zu bezeichnen. Er meint, dafs Candid den ihm
gewordenen Auftrag „in wirklich genialer Weise erfüllte". Der
Altar sei grofsartig, von Überladung frei und in seiner Art
schön, sein Unglück sei nur, dafs er in dieser Kirche stehe.
Die erhaltenen Rechnungen der Frauenkirche geben über
Candids Verhältnis zu dem Werke keine nähere Auskunft.
Zwei derselben, die sich auf die Bemalung und Vergoldung der
einzelnen Tabernakelstücke beziehen, sind, die eine von den
Malern Hans Brüderl, Thomas Zechetmair und Hans Käpler,
die andere von Bartholomäus Reitter quittiert. Von dem
Rahmenwerke hat sich eine Zahl aus Holz geschnitzter ge-
geßügelter Engelsköpfchen erhalten, deren sich acht, von der
Bemalung und Vergoldung befreit, im Nationalmuseum beiinden,
und die in ihrer dekorativen Auffassung den gemalten des
Bennobogens verwandt sind. Der Altar war ein go Fufs hohes
und dreifsig Fufs breites Tabernakelwerk, das an der Vorder-
und der Rückseite mit Gemälden geschmückt und im Inneren,