Angermair.
Christoph
des
Der Münzschrank
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tafeln I) angebracht. Die Reliefs zeigen links Nimrod, rechts
Romulus, zwei schöne Kriegergestalten, jenen auf den im Hinter-
grunde sichtbaren Turm zu Babel weisend, diesen mit auf die Brust
gelegter Rechten majestätisch dastehend. Die Innenseiten der
beiden Thüriiügel zerfallen in drei Teile, die zierliche Dar-
stellungen in Hochrelief enthalten. Dieselben sind in den beiden
Mittelfeldern von einem Rund eingeschlossen und stellen, im
Walde gelagert, links musizierende Männer, rechts musizierende
Frauen dar, über denen kränzespendende Engel schweben. In
den Zwickeln liegen Putten mit Blumen und Gruirlanden. In
den oberen Feldern sehen wir links den fiötenspielenden Apoll
als Hirten, rechts den die Tiere bezähmenden Orpheus, in der
unteren links eine Nike, die Victoria auf einen Schild schreibt,
während im Grunde ein Triumphzug vorüberzieht, rechts den
gelagerten Tiber und die Wölfin mit den beiden Knaben sowie
eine Opferfeier im Grunde.
Trotz des Reichtums der schmückenden Teile und der
überaus sorgsamen Durchführung aller Einzelheiten ist dieses
Prachtwerk ganz frei von Überladung und Künstelei, vielmehr
stimmt eines zum anderen, bedingt eines das andere; in feinster
Abwägung sind die umrahmenden und füllenden Teile bestimmt
diese jenen und jene wiederum dem Ganzen angepafst. Das
kann nur ein Mann entworfen haben, der sich wie Candid in
den drei Gebieten der bildenden Kunst heimisch fühlte und
dessen ganzes Wesen auf dekorative Gestaltung angelegt war.
Dies bei Angermair vorauszusetzen, den wir sonst kaum als
Künstler kennen, ist höchst unwahrscheinlich, und wir werden
daher diesem nicht Unrecht thun, wenn wir den Entwurf des
Meisterwerkes seinem grofsen Zeitgenossen Candid zuweisen.
Sein Ruhm bleibt immerhin bedeutend, denn die Ausführung
ist in Wahrheit eine meisterliche. Sie zeigt, dafs Angermair
nicht nur ein gewandter Techniker, sondern wie Krumper auch
ein feinfühliger Künstler war.
2) Die Inschriften heifsen: Nemrothus Babylonem moliter turrum coelo ad-
movet famam nominis in Qmnem posteritatem propagat. b. Romulus urbes orbis
caput condit, arcem mundö imperat asylum omnibus gentibus aperit.
R60,
Peter Candid.