218
Zweiter
Teil.
VII.
Das
Porträt
der
Herzogin
Magdalena.
Auch auf dem Gebiete der Porträtdarstellung sollen wir
Candid noch kennen lernen. Wir fanden zwar sChQn in der
Residenz eine Reihe von seiner Hand herrührender Bildnisse
und bewunderten zumal in denen des Theatinerganges, wie er
ein jedes interessant zu behandeln verstand, doch waren die-
selben mit Ausnahme der Herzöge Wilhelm und Maximilian
nicht nach dem Leben ausgeführt und auch mehr oder minder
dem dekorativen Zwecke angepafst. Ein echtes, lebensvolles
Porträt begrüfsen wir in dem Bildnisse der Herzogin Magda-
lena in der Gallerie von Schleifsheim, das unter der grofsen
Zahl der Ahnenbilder durch seinen besonderen Reiz und seine
Anmut ins Auge fällt, so wie uns das schöne Porträt Albrecht V.
von Hans Müelich durch seinen Ernst und seine Würde fesselt.
In Lebensgröfse und in halber Figur sichtbar sitzt in Drei-
viertelproiilstellung die Herzogin nach links gewandt vor einem
mit rotem Teppiche bedeckten Tische, auf den sie beide Hände
gelegt hat. In der Rechten hält sie ein Spitzentuch. Ihr Ge-
wand aus rotem Sammet ist reich mit silbernen Litzen ver-
schnürt und mit emailliertem Schmuck besetzt. Das Haupt mit
dem hochfrisierten Haare wird von einem breiten Spitzenkragen
umrahmt. Um den Hals hängen an goldenen Ketten Email1e-
Medaillons, die mit Perlen und Edelsteinen besetzt sind. Ein
ähnlicher Schmuck ist an die linke Brust geheftet, ein anderer
in das Haar gesteckt. Der Grund ist dunkel.
Vorzüglich ist die Auffassung des Ganzen, meisterlich die
Ausführung der Tracht und der Schmuckteile, bedeutend auch
die Zeichnung des Gesichtes und der Hände, doch sind diese
wie jenes in der Ausführung nicht ganz geglückt. So sind die
Augenlider und die Wangen nicht frei von einer gewissen
Härte; störend treten an diesen wie an den Händen braune
Schatten hervor. Wir vermuten, dafs das Bild ungefähr zur
Zeit der Hochzeit Magdalenens mit dem Pfalzgrafen Wolfgang
Wilhelm, die am 12. November 1613 stattfand, gemalt wurde,
da die Herzogin nach derselben München verliefs, um nach
Düsseldorf überzusiedeln, und da das Aussehen derselben auf