Einleitung.
Neben diesen Bestrebungen nimmt Albrecht zumeist darauf
Bedacht, seinem Fürstensitze ein würdiges Ansehen zu verleihen.
Derselbe glich eher einer Feste als einem Residenzschlosse; ihn
in ein solches umzuwandeln, lag in seinem Sinne.
Wir haben nur wenige Nachrichten 2) über die bauliche
Thätigkeit an der Residenz, aber aus ihnen geht hervor, dals
Albrecht mit grofsen Plänen umging.
Die "Neuveste", die an der nordöstlichen Ecke des heutigen
Brunnenhofes lag, und von der sich nur ganz unbedeutende
Baureste erhalten haben, wurde zwischen 1382 und 1390 erbaut
und hatte bis zur Zeit Albrechts nur geringe Erweiterungen
erfahren. 1434 hatte Wilhelm III. eine Kapelle errichtet, die
Haeutle mit Wahrscheinlichkeit mit der Katharinenkapelle iden-
tiiiziert, und neben welcher, wie wir hier erfahren, schon zu
Ende des fünfzehnten Iahrhunderts die Georgskapelle genannt
wird, die unter Wilhelm IV. von dessen Hofarchitekten Leo-
pold Ha1der3) vollendet wurde. Der in dem Haeutleschen Werke
gegebene Plan der von Seidel angenommenen zweiten Bau-
periode giebt uns ein Bild der ganzen Anlage. Er zeigt uns
einen von Gebäuden umgebenen, unregelmäßigen, von Eck-
türmen Hankierten Hof, deren südöstlicher ein wenig nach Süden
vorgeschoben ist. Das Ganze ist von einem Wassergraben um-
geben, über den in verschiedenen Richtungen Brücken führen.
Südlich davon lag der Besitz der Franziskaner. Auf ihm er-
hob sich nach und nach die neue Residenz.
In den herzoglichen Zahlamtsrechnungen ist im Jahre 1552
von einem „Neuen Paw an der Neuveste" die Rede, nach Haeutle
wahrscheinlich nordöstlich vom Brunnenhofe. In den Iahren
I) VOR den Bauten AlbfeChiS Wird das erste Kapitelän: "Die bildenden
Künste am Baieriächen Hofe unter Herzog Albrecht V." von Max Zimmermann
handeln, wie dieser in der Vorrede seiner Promotionsschrift: „Hanns Müelich
und Herzog Albrecht V. von Baiern" (1885) ankiindigt.
2) Vergl. Chr. Haeutle, Geschichte der Residenz in München. Nach archi-
valischen Quellen herausgegeben. Leipzig 1883. Text zu der Seidelschen Publi-
kation derselben. NB. Unsere archivalischen Angaben über den Bau und die
Ausstattung der Residenz stammen, wenn keine andere Quelle genannt ist, aus
diesem NVerke.
3) Derselbe war nach Reber: Bantechnischer Führer durch München (1876),
ein "entschiedener" Goriker.