Candids Thätigkeit
Maximilian
gegr.
Teppichmanufaktur.
199
Arbeiten in der Residenz in Candids Diensten fanden, jener
mit 350 fL, diese je mit 300 H. im ]ahre 1616 angestellt. 16.25
erhalten sie zusammen „zur abferttigung" 300 ü. An Biests
Erben und die Gebrüder van der Posch werden noch 3040 H.
ausgezahlt. Der Betrieb hörte in München ganz auf, so schnell
wie er gekommen verschwand er wieder, bedeutende Spuren
seines Daseins zurücklassend. Wir hören später wieder von
Zahlungen an fremde Teppichwirker, dem Pariser Tapezier
Coimans werden 13143 fi. gezahlt und noch kurz vor seinem
Tode, im April des Jahres 1651, bestimmte Maximilian eine
Summe von 8-9000 fl. zum Ankaufe von Teppichen aus den
Niederlanden. Erst ein Iahrhundert später, im Iahre 1718 hielt
unter dem Kurfürsten Max Emanuel, die Teppichwirkerei von
neuem ihren Einzug in München, doch stehen die in dieser Periode
entstandenen Werke in künstlerischer Hinsicht tief unter denen
nach Candids Zeichnungen geschaffenen der früheren Epoche.
Über diese fällt Müntzr) ein äufserst ungünstiges Urteil,
ja dieselben veranlassen ihn sogar, dem Candid geradezu das
abzusprechen, worin wir den Schwerpunkt seiner Bedeutung
erkannten, das dekorative Geschick. „Le peintre", so sagt er,
„auque1 il (Maximilian) coniia Pexecution des principaux cartons,
le Flarnand Pierre de Witte ou Pierre Candido ne possedait
aucune des qualites, qui font le decorateur; lourdeur, vulgarite
manque de ponderation, tels sont les traits distinctifs des tissues
d'apres ses compositions." Wird dieses Urteil anzuerkennen
sein? Die eingehende Betrachtung der Teppiche wird uns
lehren, dafs dasselbe nicht berechtigt ist. Freilich, rein deko-
rative Stücke sind es nicht, die uns hier vor Augen treten;
sie Wollen es aber auch nicht sein, sondern wollen einerseits
durch" die Erzählungen der Heldenthaten Ottos von Wittels-
bach nationale Begeisterung erwecken, andererseits unter dem
Titel der Jahreszeiten und der Monate ein Bild des mensch-
liehen Thuns und Treibens geben. Wir haben es mit Serien
von Historien- und Genrebilder zu thun, deren Ausführung dem
Greschmacke der Zeit entsprechend nicht dem Maler, sondern
der gewandten Hand des Teppichwirkers übertragen wurde.
Tapisserie
ÄIüntz,