Die
herzogliche
Residenz.
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lich von einem ihm nahestehenden Schüler, wo nicht von ihm
selbst ausgeführt worden sind. Es sind dies zehn, die ein-
zelnen Darstellungen der Decke verbindende, zum Teil Sehr
unregelmäfsige kleine Füllungsfelder, denen in den reizvollsten
Stellungen Putten mit allerlei Prunkgerät leicht und flott auf-
gemalt sind.
Waren an der Westfassade der Residenz der Religion
und den Tugenden, auf die sich das Gedeihen des Staates be-
gründet, ein Denkmal gesetzt, so sollte auch die innere Aus-
stattung die beiden Ideale des Fürsten zum künstlerischen Aus-
druck bringen. Preisen die Steinzimmer die Allmacht Gottes,
der alle Welten geschaffen, die Macht des Glaubens und die
Herrlichkeit der römisch-apostolischen Kirche, so rühmen die
diesen gegenüberliegenden Trierschen Zimmer die Tugenden
des gerechten Fürsten. Wir möchten sagen, der bildliche
Schmuck der Räume spreche dasselbe aus, was Maximilian an
seinem Lebensabend in den "Monita paterna" niedergelegt hat.
Die Räume dieser Flucht sind alle mehr oder minder re-
stauriert, doch haben nur vier derselben ihr Aussehen ganz
verändert, während die übrigen ihren alten Charakter so ziem-
lich bewahrt haben. Die Decken derselben tragen alle das
gleiche Gepräge. Sie bestehen aus braunem, mit vergoldeten
Leisten und Holzornament verziertem Holzrahmenwerke, in dem
die Buchstaben M und E stets im Wechsel wiederkehren, die
natürlich auch hier auf Maximilian und Elisabeth gehen. Die
Fenster und die Friese zeigen wie in den Steinzimmern Stuck-
verzierungen, nur sind hier in letztere Gemälde eingelassen.
Die aus rotem Stuckmarmor hergestellten Thüreinfassungen
haben einen reicher gestalteten Sturz, dessen Mitte entweder
mit einem Löwenkopfe oder einer weiblichen Maske geschmückt
ist, sind aber in den Formen ebenso einfach wie in den Stein-
zimmern. Die Wände sind wie dort modern ausgestattet.
Die Anlage der Räume ist symmetrisch zur Mittelachse,
von der aus nach den Enden hin die Räume in der Gröfse
wachsen. Nur sehr klein sind die mittleren vier Räume, da
von dem Korridore aus, der der grofse Hirschgang hiefs, ein
Treppenhaus in diesen Teil hineinschneidet. Auf dieselben
folgen je ein querliegender und hierauf ein längsliegender recht-
Räe, Peter Candid, I2