Die
herzogliche Residenz.
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das Geweih eines ihr zur Seite liegenden Hirsches gelegt und
den linken F ufs auf eine Salztonne gestellt.
Die kleinen Stuckreliefs zwischen den einzelnen Darstel-
lungen zeigen je eine Kinderligur mit Spielzeug, Tieren, Früchten
und Blumen und sind zum Teil reizvoll und lebendig kompo-
niert, doch fehlt allen Stuckornamenten, hier wie in den anderen
Räumen der Residenz, die Ursprünglichkeit und Frische, die
den malerischen Arbeiten und zumal den ihnen verwandten
Grottesken eigen sind. Ob durch das Material gebunden Can-
did selbst weniger frei und leicht sich erging oder ob jener
Mangel nur den ausführenden Künstlern zuzuschreiben ist, läfst
sich nicht mit Bestimmtheit entscheiden, da die Entwürfe nicht
erhalten sind, doch glauben wir deshalb das letztere annehmen
zu dürfen, da die Ornamente des Ludwigsmaussoleums sowie
einzelne Stücke vom Hochaltare der Frauenkirche, dann aber
auch der erwähnte ThürklopferentwurfI) von jenen Mängeln
keine Spur zeigen, sondern in ihrer Art ebenso frisch und
lebendig wie die Grottesken des Meisters sind.
Interessant sind die sechsunddreifsig Fürstenporträite in den
Stichkappen dieses Ganges, deren jedes durch die eigenartige
Auffassung auffällt und deren Ausführung wohl zum Teil von
Candid selbst herrührt.
Der von diesem Gange zum früheren Vierschimmelsaale
führende, im unregelmäßigen Viereck angelegte kleine Vorraum,
der viel höher ist als der Theatinergang, zeigt an dem mit
Stuckornament geschmückten Kreuzgewölbe in der Mitte ein
von einem kräftigen Fruchtkranze umgebenes Rundbild, das
eine auf Wolken sitzende, gekrönte, männliche Gestalt mit
Zepter und Schlüssel in den Händen darstellt, die von einem
Heiligenscheine umgeben ist. 2) Die Kappen enthalten je ein
Feld mit hell gehaltenen Grottesken.
Die Grottesken, die sich an der Decke der von hier hinab-
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z) Über7diese nicht sehr bedeutende Darstellung lesen wir bei Haeutle, der
im Theatinergange den Candid nicht erwähnt: „Im Durchgange von den später
s. g. kaiserlichen Zimmern zu dem Vierschimmelsaale arbeitete Peter Candid an
dem noch vorhandenen schönen Deckengemälde." Ob diese Angabe eine quellen-
mäfsige ist, erfahren wir nicht.