Volltext: Peter Candid

Einleitung. 
dem Verdachte vollständig zu reinigen, unterliefs er es, mit den 
Neuerern weiter zu unterhandeln. An die Einführung der luthe- 
rischen Lehre hatte er nie gedacht, aber geglaubt, durch ein 
entgegenkommendes Wesen zwischen den Parteien zu vermitteln. 
Da seine gerechte Milde, die er hatte walten lassen, der luthe- 
rischen Lehre zu gute gekommen war, indem diese viele neue 
Anhänger gewonnen hatte, der Zustand der katholischen Kirche 
sich dagegen eher verschlimmert hatte, so verlor er das Selbst- 
vertrauen, verzichtete, um die katholische Religion zu retten, 
auf jedes weitere selbständige Vorgehen und erwartete nun 
allein von den Jesuiten, denen er sein volles Vertrauen schenkte, 
das Heil der Kirche. 
Diese hatten im Laufe der Jahre an Zahl bedeutend 
zugenommen. Im Jahre 1556 waren achtzehn Mitglieder des 
Ordens in Ingolstadt angelangt, und ihr Ansehen Wuchs von 
Jahr zu Jahr. Hier, wo ihnen Albrecht ein Kollegium mit 
Kirche erbauen liefs, kam es mehrere Male zu Streitigkeiten 
mit den weltlichen Lehrern (so 1564 und 1567, die jedesmal zu 
Gunsten der Jesuiten entschieden wurden), die schließlich dahin 
führten, dafs alle Professoren im Jahre 1568 das katholische 
Glaubensbekenntnis eidlich ablegen mufsten. Drei derselben 
weigerten sich, darunter der berühmte Appian, den Albrecht 
vergebens zu halten sich bemühte. Er ging nach Tübingen, 
wo er 1589 starb. Trotz allem fühlten sich die Jesuiten in Ingol- 
stadt nicht' zufrieden, München schien ihnen einen gröfseren 
Wirkungskreis zu bieten. Hier waren schon im Jahre 155g vier 
derselben angelangt und im Augustinerkloster untergebracht, 
wo sie zum Leidwesen der anderen Lehrer eine Lehrthätigkeit 
begannen und immer gröfsere Zuhörerscharen um sich sammelten. 
Durch eine geschickte Methode Wufsten sie einen reichen Schatz 
des Wissens zu geben und lehrten dazu noch unentgeltlich. 
Ihre Macht wurde immer bedeutender. 1574 wurde das Collegium 
Gregorianum gegründet und ihrer Leitung übergeben, und vier 
Jahre darauf entstand das Contabernium St. Michaelis zur Er- 
ziehung von Adeligen unter Aufsicht der Jesuiten. Albrecht 
vertraute ihnen voll und ganz und war froh, dafs durch sie die 
religiösen Wirren ein Ende nahmen. 
Sein Sinn war mehr auf andere Dinge gerichtet, im Grunde
	        
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