herz o gliche
Die
Residenz.
167
aus schmalen Voluten herauskommende Sirenen mit Blumen-
körben auf dem Kopfe, und um den Rand der Kuppel zier-
liche Engelsköpfchen gelagert, während der Knopf und die
Rippen der Kuppel, sowie der Fries und der Untersatz des
kleinen Aufbaues mit Plianzenornament versehen sind.
Noch bevor diese Arbeiten entstanden, war Candid in einem
Saale des schon früher vollendeten Südflügels der Residenz an
der Ausstattung thätig gewesen. Bestimmte Nachrichten liegen
hierüber nicht vor, es ergiebt sich dies jedoch aus der Kombi-
nation verschiedener Thatsachen. Von den in diesem Saale
es ist der schon genannte Herkulessaal geschaffenen Malereien
des Künstlers hat sich nichts erhalten, da derselbe am Anfange
unseres ]ahrhunderts vollständig umgestaltet und in klassi-
zistischer Manier ausgestattet worden ist. Von diesem Saale
sagt Wening, „dasz er nach dem vorbeschribenen Kayser Saal
der vortrefflichste seye, warinn die Bildnusz Herculis auff einem
künstlichen Camin zu sehen, sonsten aber herrliche Gemahl be-
vorab Zehen Stuck die desz Durchleuchtigisten Chur-Hausz
Bayern höchstrühmliche Geschichten vorstellen. Auf diesem
Saal pflegen die offentliche Festinen gehalten vnd so dann die
Wände mit über ausz schönen Tapetzereien behengt zu werden,
dene die Thaten Herculis köstlich eingewürcket seynd." Dafs
die hier erwähnten Bilder schon im Iahre 1611 gemalt waren,
geht aus einer Bemerkung Hainhofers hervor, der bei Er-
wähnung des Saales sagt, dal's „inn der höhe herumb etliche
bayrische historia abgemahlet sein." Die einzelnen Darstellungen
finden sich mit den lateinischen Beischriften bei Pallavicino an-
gegeben und zeigten:
1. Herzog Ludwig von Bayern zieht in den Kreuz-
Zug 1222.
2. Herzog Otto von Bayern empfängt die ungarische
Königskrone 1314.
3. Herzog Wilhelm von Bayern besiegt die rebellischen
Friesen 1396.
4. Der aus Lüttich verjagte bayerische Herzog Bischof
Johannes weifs sich mit Hilfe seines Bruders Wil-
helm der Stadt wieder zu bemächtigen 1408.