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Zweiter
Teil.
verschiedene Rechnungsnotizen und gelangt durch sie zu dem
Schlusse, dafs die bisher allgemein geltende Ansicht, Krumper
habe die Ausführung besorgt, falsch sei. Er berichtet nämlich,
dafs der schon bei Besprechung des Grottenhöfchens genannte
Goldschmied Georg Mair für die sämtlichen Modelle 440 H.
und der Giefser Bartholomaeus Wenglein für den Gufs der-
selben IOO0 fl. erhalten habe. Die Laterne habe der junge
Schön, Sohn des Baumeisters und Schüler des Fistulator mo-
delliert und dafür 12 fl. 19 Xr. erhalten. Leider fehlt uns auch
für diese Rechnungsnotizen der Wortlaut, so dafs wir nicht in
der Lage sind, den Fehlern, die sich in diese Angaben einge-
schlichen haben, auf die Spur zu kommen, denn dafs die Summe
von 440 ii. für die Modellierung von fünf grofsen Statuen, vier
Wappen und anderem Bronzeschmuck eine viel zu geringe ist,
geht schon daraus hervor, dafs, wie wir sahen, Gerhard allein
für das „formieren vnd verschnaitten" des Erzengels Michael
800 ii. erhalten hatte, und ebenso unmöglich ist es, dafs für die
Modellierung der Laterne, die ein wahres Kabinetstück ist,
nur 12 fl. 6 Xr. sollten gezahlt worden sein. ja, wir möchten
es geradezu bezweifeln, dafs Schön, der sonst gar-nicht als Bild-
hauer vorkommt I) und, wie aus den Hofzahlamtsrechnungen
der vierziger Iahre hervorgeht, mehr Ingenieur als Archi-
tekt gewesen ist, überhaupt an der Modellierung teilge-
nommen habe, die gerade hier von besonderer Feinheit und
Vollendung ist. Vielleicht hatte er dem Modelleur den Holz-
kern gezimmert. Aber abgesehen von diesen Gründen, ist
es schon höchst unwahrscheinlich, dafs Krumper, der im Iahre
160g mit 480 H. als I-Iofbildhauer angestellt worden war, bei der
Ausführung dieser bedeutenden Arbeiten ganz unbeteiligt ge-
wesen sein sollte. Wahrscheinlich versah Georg Mair, wie
seinerzeit Bayr an den fünf Figuren des Augustusbrunnens die
feinere Ziselierarbeit. Die Summen von 440 fl. und 470 H. ent-
sprechen sich so ziemlich. Für die künstlerische Urheberschaft
des Candid, die bisher allgemein galt und auch aus stilistischen
Gründen unzweifelhaft ist, können bestimmte Daten nicht an-
gegeben
werden.
I) Im
Jahre
x625
wird
mit
150
Gehalt
Bauamt
angestellt.