Die herzogliche Residenz.
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jüngling mit leichtem Flaum und weinumkränztem Haupte.
Über seine linke Schulter fällt nach hinten ein leichter Mantel,
der den wohlgebauten Körper nur wenig verhüllt. In warmer
Pelzschaube und -Kappe und mit Pelz verbrämten Stiefeln hat
die bärtige Gestalt des Winters ihren rechten Fufs auf einen
Holzstofs gestellt und zeigt mit der Linken nach oben, während
die Rechte mit nach aufsen gekehrter innerer Handiiäche an-
gezogen ist.
Von der Herkunft der beiden aufser diesen in dem Garten
des Nationalmuseums stehenden Bronzewerke, die laut Katalog-
angabe wie jene von Candid und Krumper herrühren, von der
Virtus und der Venus fand sich nirgends eine Andeutung. Die
Venus, eine nackte Gestalt mit einem wasserspeienden Delphine
im linken Arme und einem Herzen in der Rechten, wird kaum
auf Candid zurückzuführen sein, denn ihre ganze Stellung wider-
spricht seiner Kompositionsweise, hingegen reiht sich die Virtus
seinen besten Werken an. Dieselbe ist eine kriegerische, jugend-
liche, weibliche Gestalt mit langem, chitonartig gegürtetem Ge-
wande, über das ein reich verzierter Schuppenpanzer gelegt ist.
Ihr wild bewegtes Haar flattert frei herab, auf dem Kopfe trägt
sie einen mächtigen Helm. Fest steht sie da, mit linkem Stand-
und rechtem Spielbeine. Der Körper ist ein wenig auf die
rechte Seite geneigt und die Schulter dort ein wenig zurück-
genommen. Die nach unten gestreckte Rechte hält das Schwert,
während die Linke, der der Kopf zugewandt ist, zum Schwur
erhoben ist. (Der Schild ist eine spätere Zuthat.) Ein wunder-
bares Leben durchströmt die ganze Gestalt, alle Pulse zucken,
ihre ganze Stellung deutet auf Mut und Selbstverleugnung, aus
ihren Zügen sprechen Kampfeslust und Siegesahnung.
Bei Besprechung der unter Albrecht V. entstandenen An-
lagen gedachten wir auch kurz des Wittelsbacher Brunnens im
Brunnenhofe der Residenz, an dem im Jahre 1576 gearbeitet
wurde. I) Derselbe hat in späterer Zeit eine Umwandlung er-
fahren, denn nicht nur die Ornamente der Brunnensäule, son-
dern auch einige der Bronzeiiguren deuten auf jene Kunst-
richtung hin, der die soeben besprochenen Bronzewerke an-
1) Vergl-
oben
Anmerkung
und