Volltext: Peter Candid

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Zweiter Teil. 
Wir bemerkten früher I), dafs aller Wahrscheinlichkeit nach 
die Bronzestatuetten der vier Jahreszeiten im Garten des baye- 
rischen Nationalmuseums, die wir mit den im Grottenhöfchen 
erwähnten identifizierten, ungefähr gleichzeitig mit den Arbeiten 
in dem südlichen Residenzgarten entstanden seien und ver- 
sprachen bei Betrachtung dieser eine Schilderung derselben zu 
geben. 
Den Frühling stellt eine jugendliche weibliche Gestalt dar, 
der das leichte Gewand, in dem sie Blumen trägt, von der 
Schulter herabgefallen ist. Ihre Rechte, die nach dem sich 
rechts Wendenden Kopfe, den ein leichter Blütenkranz umgiebt, 
geführt ist, hielt wohl ursprünglich eine Blume.  Unbekleidet 
erscheint der Sommer, eine schön geformte Frauengestalt, über 
deren linke Schulter ein reichverziertes Band geht. Sie hat 
ihren linken Fufs auf ein Füllhorn gestellt, das mit Früchten 
und Ähren gefüllt von ihrer Linken gehalten wird, während 
ihre Rechte eine Sichel fafst. Ihr geflochtenes Haar, in das 
einige Ähren hineingesteckt sind, ist teils aufgenommen, teils 
fällt es frei herab und wird von einem Diadem umgeben.  
Mit einer Weinschale, in die er aus einer in der Rechten hoch 
gehaltenen Traube Saft Hiefsen läfst, steht der Herbst da, ein 
Sparsa nitent asarota solo: fastigia fornix 
Illaqueat: paries variato murice fulget. 
Tota loci series octo divisa recedit 
Partibus. Euterpe reperit scripsitque Thalia etc. 
Thenn meint, dafs der Dichter bei einer so eingehenden Schilderung sicherlich 
auch die Bavaria genannt haben würde, wenn sie damals schon dort gestanden 
hätte, und hätte recht, wenn der Dichter eine Beschreibung des Hofgartens hätte 
geben wollen. Das war aber garnicht seine Absicht, sondern die hier gegebene 
Schilderung sollte ihm nur dazu dienen, die späteren Vorgänge einzuleiten, und- 
steht auch zu diesen in engster Beziehung. In dem Argumentum, dafs dem Ge- 
dicht vorausgeschickt ist, lesen wir, dafs "die Bavaria nach dreijähriger Trauer 
freudig das Haüpt" erhebend auf ihrem Löwengespanne unter Hymens Gunst 
nach Wien gefahren sei, und Vers 12g Ff. heiist es: 
Interea rapido cursu delapsa Vienna 
Boica Diva super, s-ummo stetit aethere contra 
Caesareas arcas. 
Durch diese Verse erhält die vorausgegangene Beschreibung des Rundtempels 
die auch nur durch dieselben bedingt war, ihren Abschlufs. 
U S- 95. 
	        
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