Residenz.
Die herzogliche
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auf künstlerische Eigentümlichkeiten, die wir in solcher Voll-
kommenheit und natürlichen Zusammenwirkung in dieser Zeit
nur bei unserem Meister finden.
Über die Zeit der Aufstellung des VVerkes an seinem
jetzigen Standorte fehlen bestimmte Nachrichten, doch glauben
wir, dafs diese noch zu Lebzeiten des Candid und wahrschein-
lich nicht lange nach Errichtung des Rundtempels (1615) statt-
gefunden hat, denn die Putten, die wahrscheinlich erst bei
dieser Gelegenheit geschaffen wurden im südlichen Resi-
denzgarten ist von ihnen nicht die Rede sind ganz im Geiste
der Candidschen Kunst gehalten. Sie erinnern an die Wappen-
haltenden Engel auf dem Ludwigsmaussoleum. Ein wie an-
derer Geist bald nach seinem Tode die Plastik beherrschte,
zeigten uns die kämpfenden Engel der Mariensäule.
Äufsere Gründe widersprechen dieser Annahme nicht, denn
wenn Thenn die im ]ahre 1621 verfafste Beschreibung Zeillers
anführt, der das Werk tim südlichen Hofgarten nennt, um dar-
zuthun, dafs es auf jeden Fall noch in diesem Jahre dort war,
so widerlegt sich dieser Einwand dadurch, dafs Zeillers Be-
schreibung nicht nur des Residenzgartens sondern überhaupt
der Residenz wörtlich aus Hainhofers Reisebeschreibung ab-
geschrieben ist. Alle nach 1611 geschaffenen Bauteile und An-
lagen werden daher auch garnicht von ihm erwähnt. Noch im
jahre 1644 nennt Merianl), der auf seinem Plane von München
die Bavaria im nördlichen Hofgarten andeutet, indem er nach
Zeiller berichtet, das Werk im südlichen Garten?)
1) Merian Topographia Bavariae 1644.
2) Ebensowenig spricht die von Thenn zitierte Stelle aus dem Gedichte des
jacob Balde gegen unsere frühere Ansetzung der Aufrichtung der Statue auf
diesem Rundtempel, die Thenn eben wegen jener Stelle und der Angabe auf
dem Plane Merians in die Zeit zwischen I635 und 1644 setzt, Aus dem Ge-
dichte geht im Gegenteil hervor, dafs sich im Jahre 1635 das Werk schon oben
befand. In einem Epithalamion, das Balde im Jahre 1635 auf die Vermählung
hlaximilians mit Anna, der Tochter des Kaisers Ferdinand, gedichtet hatte, wird
bei einer allgemeinen Schilderung des nördlichen Hofgartens eine genaue Be-
schreibung jenes Rundtempels gegeben, die also lautet:
Cujus in amplexu tholus est mediaque medulla
Surgit aprica dornus, mulcenti pervia vento
Namque Eurus reliquaeque timent accedere Buccae
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