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Teil.
Zweiter
Aeufsere Gründe, das Werk dem Candid zuzuschreiben,
haben wir nicht, denn die Angaben Rittershausens, der bemerkt,
dafs es nach Candids Zeichnung gegossen sei und Naglersl),
der noch hinzusetzt, dal's Krumper die Ausführung versah, be-
ruhen doch nur, wie Heigel es von seinen ebenfalls dahin-
gehenden Angaben bekennt, auf Vermutungen. Doch sind
dieselben sehr Wahrscheinlich, da der Stil des Werkes ent-
schieden dafür spricht. Thenn, der auch Candid für den Ur-
heber hält, weist mit Recht auf die Ähnlichkeit der Helmbil-
dung mit" denen der Landsknechte vom Ludwigsmaussoleum
hin und bemerkt, was jedoch wenig beweisen will, dal's sich im
Theatinergange, al fresco von Candid gemalt, eine Bavaria mit
ähnlichen Attributen befände. Nicht nur in Einzelheiten wie
in dem Helme, sondern auch in der ganzen Anlage offenbart
sich die Statue als ein Werk des Candid. Die Wunderbar zarte
Umrifslinie, der schön geschwungene Hals mit dem sich sanft
vorneigenden und der leichten Körperdrehung entgegengerich-
teten Haupte, das Zurücknehmen der rechten Schulter und da-
gegen das mafsvolle Verdrängen des nach unten gehaltenen
linken Armes, zumal aber die Beinstellung, die den ganzen
Körper in einen labilen Gleichgewichtszustand versetzt und
ihm etwas ungemein Leichtes und Freies giebt, das alles deutet
darauf hinweist, dafs die Bavaria, welche Zeiller in seinem Itinerarium Germa-
niae nov-antiquae Teutsches Reiszbuch durch Hoch vnd Nider Teutschland etc.
Straszburg 1632 beschreibt, keinen Reichsapfel halte, der bei unserem KVerke
gleichsam „der geistige Concentrationspunkt des XVerkes" sei, ferner, dafs Zeiller
von Eichenlaub rede, das sich auf ihrem l-Iute befände, während auf dem Helme
der Statue ein Hippogryph zu sehen sei und schliefslich, dafs diese einen Aehren-
kranz halte, während Zeiller nur von einem "eher" spräche. Der letzte Umstand
will garnichts besagen, die Erwähnung des Eichenlaubes ist wohl auffallend,
wird aber nur als ein Versehen aufzufassen sein und kann, da der triftigste Ein-
wand, die Nichterwähnung des Reichsapfels, nicht stichhaltig ist, bei der übrigen
Übereinstimmung die Annahme der Identität nicht aufheben. Der letzterwähnte
Einwand, der deshalb von einiger Bedeutung war, da die Fingerhaltung mehr
oder weniger auf das Halten einer Kugel deutete, nicht aber weil diese den
geistigen Konzentrationspunkt bildet, denn dazu müfSte die Figur wenigstens
den Blick darauf richten, wird dadurch hinfällig, dafs, wie uns Herr Professor
Heigel auf Grund einer Mitteilung des Kgl. Erzgiefsers Herrn Ferdinand Miller
versicherte, der rechte Unterarm der Statue ergänzt ist.
I) Künstlerlexikon.