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Zweiter Tieil.
rechts mit über der Brust gekreuzten Händen der Verkün-
digungsengel naht, während aus Wolken, die sich in das Ge-
mach gesenkt haben, mit hellem Lichtschein die Taube durch-
bricht, und ganz in der Höhe Gott Vater erscheint. Zwischen
Maria und dem Engel steht eine Vase mit Blumen.
Das Bild ist farbenreich und leuchtend, doch nicht so schön
wie die von uns besonders hervorgehobenen Tafelgemälde des
Künstlers. „Die Farben", sagt Rittershausen, "sind mit-solcher
Feinheit und Zärte behandelt, dafs man glauben könnte: wäre
die Tafel nicht zu grofs, es spielt Elfenbein darunter." Damit
aber trifft er gerade das, was uns zu Tadel Anlafs giebt. Der
Meister hat sich hier im Zierlichen versucht und sich damit auf
eine Bahn begeben, die seinem Geiste ferner lag. Es ist etwas
Unfreies in dem Werke. Nur im Monumentalen fühlt er sich
recht zu Hause.
Während diese Arbeiten in den Räumen der Residenz ent-
standen, war man auch in dem an der Südseite derselben neu-
angelegten Garten auf das eifrigste thätig. Nach einer Angabe
Haeutles entstand die Ausstattung desselben im wesentlichen in
den Jahren 1601 bis IÖXO. Ein Bild der Anlage hat sich nicht
erhalten, doch können wir uns nach dem Weningschen Stiche der
Residenz, der nach den grofsen Veränderungen entstand, die in
der Folge hier vorgenommen wurden, eine ungefähre Vorstellung
von derselben machen. So erkennt man am östlichen Ende das
offene Sälchen, „inn welchem man durch den ganzen garten ab-
sihet"') und an dessen Decke sich drei Gemälde Candids be-
fanden, und ebenso ist hier noch der Monopteros mit dem Pe-
gasus zu sehen, an dessen Kuppelwölbung und Wänden nach
Hainhofer Candid die neun Musen und musikalische Instru-
mente malte. Nach Wening befanden sich diese Darstellungen
an der Decke, während die Wände Stuckverkleidung zeigten.
Die am Rande der Kuppel stehenden Bronzestatuen stellten
nach ihm die vier Iahreszeiten dar. Der F elsenberg auf
dem die Bavaria stand, ist wie diese nicht mehr hier vor-
I) Der davor befindliche Brunnen mit dem Neptun und den anderen Statuen,
die sich noch heut in dem Gäytchen beünden, stammen aus der Zelt Max Ema-
nuels (Haeutle).