Residenz.
Die herzogliche
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Decken künstlich bemahlen, deren erstes in solchem Gemähl
den Vogelfang, das zweyte die jägerey, das dritte die Fischerey
vorstellet vnd das vierdte klein Zimmer diser Wohnung das
Mittel oder gleichsamb ein Abtheilung gibt, das fünffte zeigt
an der gemahlenen Decke die Abwart- vnd Einsalbung des Oel-
Gewächs, das sechste den Weinbau vnd das letztere die Erndt."
Auch diese Räume haben eine neue Ausstattung erhalten,
doch haben sich die drei auf Leinwand gemalten Darstellungen
des Vogelfangs, der Iägerei und der Fischerei erhalten und be-
finden sich heut in der Schleifsheimer Gallerie. Die Kompo-
sitionen sind ganz im Geiste Candids, doch verrät die etwas
derbe Ausführung eine fremde Hand. Nach Haeutle malte
Brüderl für die Residenz ein Weib mit der Fischerei und eines
mit Oliven. Diesen Maler werdengvir noch mehrfach unter
Candids Leitung beschäftigt finden.
Den Vogelfang mit der Aufschrift: Ancupium stellt eine
von einem Falkner begleitete kurzgewandete jägerin dar, auf
deren linker Hand ein Falke ruht. Mit einem Hunde an der
Leine kommt die ähnlich gekleidete Iägerin des jagdbildes, das
die Aufschrift: Venatio trägt, einen Berg herauf; ihr folgt, erst
halb sichtbar, ein junger jägersmann mit Wildstange und Jagd-
hund. Ruhig, in kurzem Linnenkleide steht mit einem Netze
in der Hand die Fischerei, zu der ein alter Fischer mit äufserst
charakteristischen Zügen bittend emporblickt. Über der Dar-
stellung steht die Inschrift: Piscatus.
Den Beschlufs der in diese Periode fallenden Arbeiten in
der Residenz bildete wahrscheinlich das kleine Verkündigungs-
bild über dem Eingange der Reichen Kapelle, die, an der Ost-
Seite der Hofkapelle liegend, laut Inschrift im Jahre 1607 ge-
weiht wurde. In die prachtvolle, echt italienisch empfundene
Thüreinfassung, in der roter Stuckmarmor mit Florentiner Mo-
saikimitation Wechselt und deren Entwurf vielleicht auch von
Candid herrührt'), eingelassen, zeigt das Bild links vor einem
Betpulte die erstaunt vom Lesen aufsehende Maria, der von
I) Unter den Zeichnungen der erwähnten Halmschen Sammlung befindet sich
eine Portal-Verzierung, zu der Halm die Bemerkung macht: vermutlich von P.
Candid für die hiesige Residenz entworfen.