Die herzogliche Residenz.
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Thüren der Kaiserzimmer hängen, werden in der Beschreibung
NVerke aus der Schule Tizians genannt. Unseres Erachtens
stammen sie von einem italienisierenden nordischen Künstler
her, den wir jedoch nicht näher zu bestimmen vermögen. Die
Beschreibung berichtet uns noch, dal's in dem Gange, der aus
dem früheren ersten Audienzzimmer nach der Hofkapelle führt,
ein Brustbild des heiligen Borromaeus von Candid hing (2' 37„"
hoch, 1' 8" breit).
Aufser den schon früher angegebenen Malereien im Anti-
quarium, die von Ponzony und Thonauer an den Zwickeln,
Stichkappen und F ensterlaibungen ausgeführt worden waren,
befindet sich hier eine Reihe auf Holz gemalter Decken-
bilder, die in ähnliche Rahmen eingelassen sind, wie sie
die Decke der Grottenhalle zeigt. Sie stellen von Engeln
umgebene und mit Attributen versehene weibliche allegorische
Gestalten dar: den Gehorsam, die Enthaltsamkeit, die Ge-
duld, die Milde, die Demut, die Lauterkeit, die Wahrheit, die
Beständigkeit, den guten Ruf, die Standhaftigkeit, die Gerech-
tigkeit, die Mäfsigkeit, die Weisheit, die Liebe, die Hoffnung
und den Glauben und gelten in der Beschreibung als Arbei-
ten Candids und Vivianis. Die stilistische Untersuchung ergab,
dafs nur ein einziges der Bilder, die Mäfsigkeit, von Candid her-
rührt, während die übrigen sich auf verschiedene Künstler ver-
teilen, die vielleicht alle unter der Leitung des Viviani daran
gearbeitet haben, denn Während sie sich alle durch den Mangel
einer schönen, geschlossenen Komposition von dem Mäfsigkeits-
bilde unterscheiden, weicht die Behandlung einzelner Teile, wie
Köpfe, Hände, Gewänder, der Zeichnung der Putten, sowie auch
die Farbengebung auf den einzelnen Darstellungen so sehr von
einander ab, dafs auf keinen Fall die Ausführung auf einen
Meister zurückzuführen ist. Einiges, wie die beiden Putten auf
dem Bilde der Unschuld, sowie auch der Kopf derselben, ebenso
der Kopf, der Beständigkeit ist so fein und zart gemalt und
läfst alles übrige so weit hinter sich, dafs sehr wahrscheinlich auch
hier Candid thätig gewesen ist. Die Mäfsigkeit gehört zu seinen
schönsten dekorativen Gestalten und wird durch keine der sonst
in der Residenz beiindlichen übertroffen. Sie sitzt in einem
Oval in der Richtung der kleinen Achse in Vorderansicht und